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Politik - 23.11.2018

Der Wald in Rheinland-Pfalz ist in einem so schlechten Zustand wie noch nie

Der Klimawandel schädigt den Wald. Ein geschädigter Wald forciert den Klimawandel. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken warnt vor einem Teufelskreis.

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MAINZ – Dem rheinland-pfälzischen Wald geht es so schlecht wie nie zuvor. Der Borkenkäfer, Rekordtemperaturen und die Dürre in diesem Jahr sind schuld. Das sind die Ergebnisse des Waldzustandsberichts 2018, den Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) vorgestellt hat. Sie warnt: Durch die zu erwartenden Klimaveränderungen werde die Situation noch schlimmer.

Dass sich die Klimaveränderungen erheblich auf den Wald auswirken, habe sie erwartet, sagt Höfken: „Aber in den Dimensionen war es eine Entwicklung, die einschneidender ist, als ich es selber erwartet habe.“ 84 Prozent der Bäume sind laut Waldzustandsbericht beschädigt. Im Jahr davor waren es noch 73 Prozent. Das ist das schlechteste Ergebnis seit dem ersten Jahr, in dem der Bericht erstellt worden ist: 1984.

Auch Bäume wie die Douglasie, die als robust und anpassungsfähig gelten, seien nun stark angegriffen. „Wir beobachten vermehrt Nadelpilze und vorzeitigen Nadelabfall“, sagt Höfken. Auch bei Fichten, Eschen und Buchen sei die Situation ähnlich.

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Der Wald sei nicht nur wichtig für den Klimaschutz, sagt Höfken. In Rheinland-Pfalz sei er auch ein Wirtschaftsfaktor. Rund um das Thema Holz gebe es mehr Arbeitsplätze als in der Chemieindustrie oder in der Produktion von Autos.

„Ich mache mir große Sorgen, wie es in Zukunft weitergeht“, sagt Höfken. Denn einerseits wirke sich die Klimaveränderung negativ auf den Wald aus. Andererseits ist der Wald ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, die Effekte der Veränderung zu mäßigen. Der rheinland-pfälzische Staatswald bindet laut Höfken jährlich 9,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Das ist mehr als ein Viertel der Emissionen, die in Rheinland-Pfalz ausgestoßen werden.

Die Umweltministerin beschreibt einen Teufelskreis

Höfken beschreibt damit einen Teufelskreis: Verschlechtert sich der Zustand des Waldes, dann verschlechtert sich das Klima, dann verschlechtert sich der Zustand des Waldes – und so weiter. Das Rezept der Ministerin, um aus diesem Kreis auszubrechen: „Wir brauchen eine energische Klimaschutzpolitik, sonst wird das größte Opfer der Wald sein.“

Es ist aber nicht nur das Klima, das den Wald angreift. So haben Borkenkäfer allein im vergangenen Jahr einen Schaden von rund 20 Millionen Euro an rheinland-pfälzischen Bäumen verursacht. Zwar habe der Bund finanzielle Hilfen versprochen, sagt Höfken. Doch die reichten nicht. An diesem Freitag bespricht der Bundesrat das Thema. Bei dieser Gelegenheit wolle sie dafür werben, dass der Bund zusätzliches Geld gibt.

Dass sich die Borkenkäfer ausbreiten, hänge aber auch mit dem Klimawandel zusammen, erklärt Ulrich Matthes, Leiter des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen in Trippstadt. Die Polkappen würden sich schneller erwärmen als die Region um den Äquator. Das bewirke, dass Wetterlagen länger stehen bleiben und langsamer weiterziehen. So lasse sich die ausgeprägte Dürrewelle erklären, die im April begonnen hat und mit wenigen Unterbrechungen bis heute dauert.

„Derzeit deutet sehr viel drauf hin, dass 2018 das wärmste Jahr in Rheinland-Pfalz sein wird, seit die Temperaturen aufgezeichnet werden“, sagt Matthes. Bisher war 2014 das wärmste Jahr. Kommt es im November und Dezember zu durchschnittlichen Temperaturen, meint Matthes, werde 2018 schon ein Rekordjahr. Und bisher liegen auch die November-Temperaturen über dem Schnitt.

Im diesjährigen Waldzustandsbericht sind laut Matthes noch nicht alle erwartbaren Folgen der Dürre und der zu warmen Temperaturen dargestellt. So hätten sich die Schmetterlingsraupen massenhaft vermehrt. Diese werden wiederum das Holz angreifen, was die Bäume weniger wehrhaft gegen Natureinflüsse mache.

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