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Welt - 24.12.2018

Mehr als 200 Tote bei Tsunami in Indonesien

Mitten in der Urlaubssaison treffen mächtige Flutwellen die indonesischen Inseln Sumatra und Java. Die Behörden sprechen zunächst von 222 Toten.

Tsunami trifft Indonesien: Zerstörung an der Bucht von Carita

Bei der Tsunami-Katastrophe nach einem Vulkanausbruch in Indonesien ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 222 gestiegen. Mindestens 843 Menschen seien verletzt worden, knapp 30 würden noch vermisst, teilte ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde am Sonntag in Jakarta mit. Die Flutwellen waren mitten in der Urlaubssaison über beliebte Touristenstrände hereingebrochen.

Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, es gebe bislang keine Hinweise auf deutsche Opfer.

Das Indonesische Rote Kreuz erklärte am Sonntag, freiwillige Helfer hätten bereits kurz nach dem Tsunami damit begonnen, Verletzte zu versorgen und nach Vermissten zu suchen. Zugleich würden unter anderem Trinkwasser, Zeltplanen und Hygieneartikel angeliefert.

Das katholische Hilfswerk Caritas teilte mit, dass lokale Teams im Einsatz seien. Caritas International stelle für diese Nothilfe in einem ersten Schritt 100.000 Euro bereit. Ähnliche Hilfen bereiten die Malteser vor, die eigenen Angaben zufolge 50.000 Euro zur Verfügung stellten.
Die Diakonie Katastrophenhilfe, das Hilfswerk der deutschen evangelischen Kirchen, hat ebenfalls erste finanzielle Unterstützung organisiert. Man dürfe die Menschen in Indonesien, das immer wieder von schweren Naturkatastrophen getroffen werde, jetzt nicht alleine lassen, sagte die Präsidentin der Organisation, Cornelia Füllkrug-Weitzel.

Getroffen wurden Küstenstriche zu beiden Seiten der als Sundastraße bekannten Meerenge zwischen Sumatra und Java. Laut der Indonesischen Agentur für Geophysik war die Ursache vermutlich ein Ausbruch des in der Meeresenge liegenden Vulkans Anak Krakatau, der wiederum einen Unterwasser-Erdrutsch zur Folge hatte. Demnach ereignete sich die Eruption am Samstagabend um 21.03 Uhr (Ortszeit), 24 Minuten später sei der Tsunami auf Land getroffen.

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1 von 12Foto: AFP/Ronald23.12.2018 09:42Tsunami trifft Indonesien: Zerstörte Gebäude am Strand von CaritaZurück

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Verschlimmert wurde die Situation dadurch, das gleichzeitig Flut herrschte, wie Katastrophenschutz-Sprecher Sutopo Nugroho erklärte. Nach seinen Worten kamen sowohl in der zu Sumatra gehörenden Provinz Lumpang auf der nördlichen Seite der Sundastraße Menschen zu Tode als auch in Javas Provinz Banten, die südlich der Meeresenge liegt und an die indonesische Hauptstadt Jakarta grenzt.

Einige der am heftigsten getroffenen Gegenden befinden sich in Banten, wo es viele Strandunterkünfte für Touristen gibt. Alleine hier starben nach Angaben von Nugroho 126 Menschen. Angesichts der Urlaubssaison herrschte dort Hochbetrieb. Nugroho zufolge wurden mindestens 430 Häuser, neun Hotelanlagen, zehn Schiffe und Dutzende Autos beschädigt. Schwere Tsunami-Schäden wurden unter anderem vom Urlauberstrand Carita gemeldet. Nugroho verbreitete über seine Twitter-Seite Videoaufnahmen, auf denen Trümmerhaufen vor zerstörten Häusern und völlig demolierte Autos zu sehen waren.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprachen dem indonesischen Präsidenten Joko Widodo angesichts der Katastrophe ihre Anteilnahme aus. „Unser besonderes Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer sowie den vielen Verletzten“, schrieb Merkel am Sonntag in einem Kondolenztelegramm. Steinmeier schrieb an Widodo, er sei von tiefer Trauer erfüllt: „Ich möchte Ihnen, auch im Namen meiner Landsleute, meine tief empfundene Anteilnahme aussprechen.“ Ähnlich äußerte sich der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit: „Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Menschen, die vom Tsunami in Indonesien betroffen sind.“

Die Behörden befürchteten am Sonntag, dass die Opferzahlen nach dem neuerlichen Tsunami noch steigen könnten. Nach Angaben der indonesischen Agentur für Meteorologie, Klima und Geophysik (BMKG) war die Ursache des Tsunamis vermutlich ein Ausbruch des in der Meerenge liegenden Vulkans Anak Krakatau, der wiederum einen Unterwasser-Erdrutsch zur Folge hatte. Demnach ereignete sich die Eruption am Samstagabend um 21.03 Uhr (Ortszeit; 15.03 Uhr MEZ), 24 Minuten später sei der Tsunami auf Land getroffen.

Nach Angaben des Geoforschungszentrums Potsdam ist entstand der Tsunami infolge einer Kettenreaktion. Demnach erschütterte am Samstagabend ein Beben der Stärke 5,1 in etwa einem Kilometer Tiefe die als Sundastraße bekannte Meerenge. Außerdem sei etwa zeitgleich der Vulkan Anak Krakatau ausgebrochen, sagte der GFZ-Experte Jörn Lauterjung am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Noch sei unklar, ob der Vulkanausbruch oder das Beben dann einen Erdrutsch ausgelöst habe. Dieser Landrutsch wiederum sei vermutlich die Ursache des Tsunamis gewesen.

Frühwarnsystem löste keinen Alarm aus

Das Tsunami-Frühwarnsystem löste demnach keinen Alarm aus, darauf sei es auch nicht ausgelegt, sagte Lauterjung. 90 Prozent der Tsunamis entstünden durch starke Erdbeben, daher löse das System erst ab einer Stärke von 6,5 bis 7 Alarm aus. Diese Stärke habe das jetzige Erdbeben nicht erreicht.
Indonesiens Katastrophenschutz-Sprecher Sutopo Purwo Nugroho empfahl den Menschen in der betroffenen Gegend, sich weiterhin von der Küste fernzuhalten, da die Möglichkeit weiterer Eruptionen und somit eines weiteren Tsunamis bestehe.
Auch EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker drückte am Sonntag sein Mitgefühl aus. Die EU-Kommission stehe bereit, die Hilfsarbeiten zu unterstützen. Papst Franziskus gedachte beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz in Rom der Opfer. „Ich rufe alle auf, sich mir in meinem Gebet für die Opfer und ihre Lieben anzuschließen“, sagte das Katholikenoberhaupt.

Der Anak Krakatau (übersetzt: Kind von Krakatau) ist ein Vulkan, der in der Sunda-Meerenge etwa 50 Kilometer von der Provinz Banten im Westen Javas entfernt liegt. Vor allem unter Indonesiern gilt der Landstrich an der Sundastraße aufgrund seiner Nähe zur indonesischen Hauptstadt Jakarta als Urlaubsregion.

Der Anak Krakatau entstand durch einen Ausbruch des Krakatau, der 1883 einen der heftigsten Ausbrüche überhaupt mit geschätzten 36 000 Toten verursacht hatte. Seit 1927 ist der Anak Krakatau selbst vulkanisch aktiv. Er ragt etwa 338 Meter aus der Wasseroberfläche, wie Daten der Agentur für Geophysik belegen. Schon seit langem habe er eine tödliche Gefahr für das Hauptland dargestellt, heißt es. So gab es bereits 2016 und 2017 Ausbrüche, und seit Juni habe er eine erhöhte Aktivität gezeigt.

Indonesien liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Für die Einwohner sind Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche keine neue Erfahrung. Der Inselstaat hat so viele aktive Vulkane wie kein anderes Land der Welt.

Beim Mega-Tsunami an Weihnachten 2004 starben dort mehr als 160.000 Menschen, so viele wie nirgendwo sonst in der Region. Insgesamt kamen damals in den östlichen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans etwa 230.000 Menschen ums Leben.

Vor knapp drei Monaten wurde die bei Urlaubern beliebte indonesische Insel Sulawesi von einem schweren Erdbeben und einem dadurch ausgelösten Tsunami heimgesucht, der mehr als 2200 Menschen das Leben kostete. Damals machte sich unter vielen Indonesiern Verbitterung breit über die aus ihrer Sicht zu langsame Reaktion der indonesischen Behörden auf die Katastrophe. (dpa, epd)

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