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Sport - 30.10.2018

Real Madrid entlässt Trainer Lopetegui – Conte sagte wohl ab

Der kriselnde Champions-League-Sieger Real Madrid hat sich von Trainer Julen Lopetegui getrennt.

  • Der bisherige Trainer der B-Elf, Santiago Solari, werde interimistisch übernehmen.
  • Der ursprünglich als Nachfolger gehandelte Italiener Conte hat laut Medienberichten abgesagt.

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Zum demütigenden Schlussakkord „durfte“ Julen Lopetegui noch einmal das Training von Toni Kroos und Co. leiten, dann wurde der erfolglose Coach von Real Madrid weniger als 24 Stunden nach dem blamablen 1:5 im Clasico beim Erzrivalen FC Barcelona am Montagabend erwartungsgemäß entlassen.

Zur allgemeinen Überraschung präsentierte der kriselnde Champions-League-Sieger allerdings nicht den ehemaligen italienischen Nationaltrainer Antonio Conte als neuen Trainer. Stattdessen soll zunächst Reservecoach Santiago Solari die Königlichen als Interimscoach zurück in die Erfolgsspur führen. Am Dienstag wird der 42-Jährige erstmals das Training leiten.

Mit der Entlassung Lopeteguis, der erst im Sommer das Erbe des überaus erfolgreichen Zinedine Zidane antrat, wolle man „die Dynamik der ersten Mannschaft verändern, da alle Saisonziele noch erreichbar sind“, teilte der spanische Rekordmeister mit und führte aus: „Es besteht ein Missverhältnis zwischen der Qualität des Personals, das mit acht Spielern für den Goldenen Ball nominiert ist – etwas, das in der Klubgeschichte noch nie passiert ist – und den bisherigen Ergebnissen.“

Lopetegui, berichteten spanische Medien, habe sich noch am Sonntagabend im Camp Nou von der Mannschaft verabschiedet. Der allmächtige Klubpräsident Florentino Perez hatte den Schauplatz des Debakels derart verärgert verlassen, dass er auf den obligatorischen Kabinenbesuch verzichtete.

Dass Lopetegui tags darauf zum „Abschiedstraining“ (Marca) erschien, änderte nichts daran, dass seine Tage bei Real gezählt waren. Sein Aus und das Engagement Antonio Contes sollten am Montagabend beim Direktorentreffen beschlossen werden. Doch lediglich einer dieser Pläne wurde in die Tat umgesetzt.

Conte soll in letzter Minute abgesagt haben

Am Nachmittag nämlich stellte sich Conte nach übereinstimmenden Angaben der gut informierten Sportblättern AS und Marca quer. Demnach habe der 49-Jährige den Königlichen in letzter Minute abgesagt. Dem stolzen Disziplinfanatiker habe missfallen, wie seine nahende Berufung von einflussreichen Teilen der Real-Mannschaft aufgenommen worden sei.

„Respekt verdient man sich, man kann ihn nicht erzwingen“, hatte Kapitän Sergio Ramos erklärt: „Die Art, wie ein Trainer mit der Kabine umgeht, ist wichtiger als sein Fachwissen.“ Auch der Klubheilige Jorge Valdano kritisierte den autoritären Ansatz Contes. Nun wird wohl ein anderer den Champions-League-Sieger zurück zu alter Stärke führen müssen.

Fünf Niederlagen in den vergangenen sieben Spielen, Platz neun in der Liga hinter Klubs wie Alaves, Levante, Valladolid oder Getafe, und sieben Punkte Rückstand auf Barca waren für den stolzen Perez nicht hinnehmbar.

Der Clasico war „die letzte Schaufel Erde“ auf Lopeteguis Grab, schrieb die AS. „Madrid war ein Desaster“, gab Mittelfeldmann Casemiro zu. „Die Lage ist beschissen“, sagte Ramos: „Wir unterstützen den Trainer bis zum Tod, aber die Entscheidungen werden oben getroffen.“ Isco sagte: „Man müsste uns alle rauswerfen, nicht nur den Trainer.“

Lopetegui war nicht Perez‘ erste Wahl auf die Nachfolge von Erfolgscoach Zidane. Mauricio Pochettino, Massimiliano Allegri, Conte, Jürgen Klopp, Julian Nagelsmann – sie alle wurden vergeblich kontaktiert, ehe er Spaniens Nationalmannschaft deren Erfolgscoach entriss. Perez, ätzten Kritiker, habe binnen vier Monaten die Seleccion und Real zerstört.

„Es ist nicht nur Julens Schuld“

„Es ist nicht nur Julens Schuld“, titelte das Real-Hausblatt Marca am Montag – ein klarer Verweis auf den Präsidenten. Der saß dem Irrglauben auf, auf Tormaschine Cristiano Ronaldo verzichten zu können. Während CR7 für Juventus Turin trifft und trifft, erzielte Real nur vier Tore in den jüngsten sieben Spielen, insgesamt 21 in 14 – acht weniger als in der vergangenen Saison. „Meinem Sohn wurden 50 Tore gestohlen“, klagte Lopeteguis Vater Jose Antonio mit Blick auf den Ronaldo-Verkauf.

Am Mittwoch im Hinspiel des Sechzehntelfinales der Copa del Rey bei Drittligist UD Melilla wird Solari sein Debüt feiern. Gemäß der Regularien in Spanien darf ein Interimstrainer maximal 14 Tage die Verantwortung tragen. Danach muss er durch eine Dauerlösung ersetzt – oder selbst zum Chef befördert werden.

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