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Sport - 02.11.2018

Mit 43 bei der Turn-WM auf dem Sprung zur Medaille

Oksana Chusovitina turnt auch mit 43 erfolgreich durch die Hallen der Welt. Bei der WM sind ihre Rivalinnen teilweise jünger als ihr Sohn. Trotzdem hat sie die nächsten Olympischen Spiele im Blick. 0

Ihr Alter scheint für Oksana Chusovitina nichts als eine bloße Zahl. Während die meisten Spitzenturner mit Mitte 20 die Strapazen des harten Trainings seit Kindertagen extrem zu spüren bekommen, turnt Chusovitina dessen fast unbeachtet auch mit 43 Jahren noch erfolgreich durch die Hallen dieser Welt.

Beim Sprungfinale der Weltmeisterschaften in Doha führt das an diesem Freitag zu einer skurrilen Anekdote: Ihre Gegnerin Yeo Seongjeong ist mit 16 Jahren sogar noch drei Jahre jünger als ihr Sohn Alisher. „Für das, was Oksana leistet, gibt es keine Worte mehr“, sagt Deutschlands Cheftrainerin Ulla Koch.

Seit mittlerweile 28 Jahren zeigt Chusovitina Turnen auf Weltklasseniveau. In Doha könnte sie ihrer beachtlichen Medaillensammlung nun sogar ein weiteres Edelmetall hinzufügen – es wäre ihre zwölfte Medaille bei einer Weltmeisterschaft seit dem Jahr 1991. Das Karriereende hat die nur 1,53 große und 43 Kilogramm leichte Usbekin aber auch dann nicht im Blick.

„Ich könnte mir nie vorstellen, so lange zu turnen wie Oksana“, sagt die 21-jährige Olympiasiegerin Simone Biles anerkennend. Die Amerikanerin geht als Topfavoritin ins Sprungfinale. Für Chusovitina ist zwar nicht Gold, aber ein Platz auf dem Podest durchaus möglich. Die 43-Jährige ist ein Phänomen. 1992 feierte sie bereits Olympiagold im Team der GUS-Staaten. 2008 in Peking kam noch einmal Silber im Sprung dazu. Ihre bisher letzte internationale Medaille holte sie erst vor ein paar Wochen in Jakarta, als sie bei den Asienspielen Silber gewann.

Ein „biologisches Wunder“, schwärmte Cheftrainerin Ulla Koch schon während Chusovitinas Zeit in der deutschen Riege. Die Ausnahmeturnerin war wegen der Leukämieerkrankung ihres Sohnes 2002 nach Deutschland gekommen. Viele Menschen halfen damals, die 120.000 Euro teure Behandlung an der Kölner Universitätsklinik zu finanzieren.

Tokio wären Chusovitinas achte Olympischen Spiele

2006 erhielt Chusovitina schließlich die deutsche Staatsbürgerschaft, verlegte ihren Lebensmittelpunkt endgültig an den Rhein und holte Olympia-Silber 2008 für Deutschland. Nach den Spielen 2012 in London kehrte sie dann zurück in ihre Heimat und baute in Taschkent eine Privatschule auf, in der sie Kinder im Gesundheitstraining betreut. Mittlerweile tritt sie wieder für Usbekistan an.

Ihr Erfolgs- und Fitnessgeheimnis? „Es klingt so einfach, aber ich liebe das Turnen“, sagt sie. „Ich mache zwar viel weniger als früher, aber ich habe Erfahrung, trainiere intensiver.“ Und das soll so bleiben. Denn um die Olympia-Qualifikation für die Spiele 2020 in Tokio abzusichern, will sie sich noch einmal den Vierkampf antun. Ihr Olympia-Debüt läge dann bereits 28 Jahre zurück. Es wären ihre achten Spiele, Chusovitina dann 45 Jahre alt.

Damit stünde sie auf einer Stufe mit Kanutin Josefa Idem, die zwischen 1984 und 2012 zweimal für Deutschland und sechsmal für Italien antrat. Unerreichbar aber dürfte der Allzeitrekord des Springreiters Ian Millar bleiben. Der Kanadier nahm zwischen 1972 und 2012 zehnmal für sein Heimatland teil – Chusivitina wäre bei ihren zehnten Spielen im Jahr 2028 bereits 53 Jahre alt. Das wäre selbst für die toughe Usbekin zu viel des Guten.

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