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Sport - 29.10.2018

Hrubesch kritisiert Nachwuchsarbeit des DFB

Horst Hrubesch legte mit der Generation Özil & Co. einst den Grundstein für den WM-Sieg 2014. Inzwischen mangelt es im deutschen Nachwuchs an Qualität. Schuld daran sei die DFB-Jugendarbeit: „Wir sind immer einen Schritt zu spät.“ 0

Er weiß, wovon er spricht. Immerhin war er 16 Jahre – von 2000 bis 2016 – in der Jugendarbeit für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) tätig. Auch wenn er seit März dieses Jahres als Interimstrainer bei der deutschen Frauen-Nationalmannschaft fungiert, hat Horst Hrubesch dennoch eine klare Meinung in Bezug auf die deutsche Nachwuchsarbeit. Die hat der frühere Stürmer nun hart kritisiert.

„Ich rede seit fünf Jahren davon, dass wir etwas machen müssen“, sagte der 67-Jährige dem „Kicker“: „Wir beim DFB sind zwar gut, aber es geht noch besser. Das muss der Anspruch sein.“ Hrubesch zeigte sich in dem Gespräch verärgert darüber, dass solche Diskussionen immer erst nach einem schlechten Turnier wie der WM im Sommer in Russland aufkommen.

In Folge des WM-Debakels – die deutsche Elf war als Gruppenletzter in der Vorrunde ausgeschieden – war wochenlang über den deutschen Nachwuchs debattiert worden. Über die Qualität der Ausbildung oder einzelner Spieler.

„Wir sind immer einen Schritt zu spät, eigentlich müssten wir fünf Schritte voraus sein. Wir haben den Anschluss verpasst und uns nach dem Jahrgang um Boateng, Hummels, Neuer und Özil zu lange zurückgelehnt“, sagte der derzeitige Trainer der Frauen-Nationalmannschaft. Hrubesch hatte diese Spielergeneration 2009 zum EM-Titel der U21 geführt und damit einen Grundstein für die weitere Entwicklung der A-Nationalmannschaft gelegt.

Angesprochen auf die sich über Jahre veränderte Ausbildung von Spielern, sagte Hrubesch: „Früher bist du in kleinen Vereinen groß geworden, heute in Leistungszentren. Der Leistungsdruck ist größer. Wenn du als 15-Jähriger ein Top-Spieler bist, darfst du keine Aussetzer haben. Das funktioniert einfach nicht. Manchmal wäre weniger mehr. Wenn man den Spielern mehr Freiheiten geben würde, könnten sie sich besser auf eigene Weise entwickeln.“

Dass es im deutschen Fußball etwa an guten klassischen Mittelstürmern mangeln würde, sei darauf zurückzuführen, dass diese Spielertypen heute nicht mehr gefragt seien. „Zu meiner Zeit gab es Toppmöller, Dieter Müller, Hrubesch, da waren diese Typen aber auch gewollt. Heute sind sie teilweise nicht gewollt“, sagte Hrubesch, der in 224 Bundesligaspielen 136 Tore erzielte. „Ich bin doch als Trainer heilfroh“, ergänzte der frühere Stürmer, „wenn ich beides habe. In der Frauen-Nationalmannschaft habe ich Alexandra Popp. Ich behaupte, sie ist die beste Kopfballspielerin der Welt. In Wolfsburg spielt sie auf der linken Seite oder im Mittelfeld, bei mir vorne drin. Die stelle ich doch nicht an die Seitenlinie.“

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