Home Politik Rechnungshof rüffelt Landesregierung wegen Kita-Gesetz
Politik - 23.05.2019

Rechnungshof rüffelt Landesregierung wegen Kita-Gesetz

Eine Stellungnahme des Landesrechnungshofs zur Kita-Novelle sorgt für Zündstoff. Die Behörde wendet sich gegen eine Mehrbelastung der Kommunen. Die Opposition sieht sich bestätigt.

Jetzt teilen:

MAINZ – (dpa/lac). Wenige Tage vor den Kommunalwahlen in Rheinland-Pfalz hat der Rechnungshof mit einer Stellungnahme für neuen Zündstoff in der Debatte über die Neufassung des Kita-Gesetzes gesorgt. In einem siebenseitigen Schreiben an den Bildungsausschuss des Landtags wendet sich die Behörde in Speyer gegen eine erwartete Mehrbelastung der Kommunen und gegen eine Vorzugsbehandlung freier Träger. Kritisiert wird auch die Regelung für den nötigen Spielraum bei zeitweise nicht besetzten Kita-Plätzen.

Ohne Kenntnis der Berechnungsgrundlagen seien die vom Bildungsministerium genannten Mehrausgaben aus dem Landeshaushalt von 81 Millionen Euro „nicht nachvollziehbar“, heißt es in der Stellungnahme des Landesrechnungshofes. An „originären Landesmitteln“ gebe es lediglich einen Ausgleich für Mehrbelastungen von 13,1 Millionen, während 68 Millionen Euro aus dem kommunalen Finanzausgleich entnommen würden. Insgesamt würden die Kommunen mit 130 Millionen Euro mehrbelastet.

Der Chef des Landkreistages, Günther Schartz (CDU), forderte von der Landesregierung: „Zurück auf Los mit dem gesamten Gesetzentwurf.“

„Das Kita-Zukunftsgesetz ist seriös finanziert“, widersprach Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Die genannten 68 Millionen würden nicht dem kommunalen Finanzausgleich entnommen, sondern über den allgemeinen Haushalt des Landes finanziert.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Baldauf war der Landesregierung einen „riesigen Schwindel“ und „Rosstäuscherei“ vor: „Wir sind getäuscht worden, die Bürgerinnen und Bürger von Rheinland-Pfalz auch.“ Auch der familienpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Michael Frisch, sprach von „Schindluder mit den Kommunen“. Kinder und Erzieherinnen in den Kitas drohten, „zu Versuchskaninchen verfehlter Reformexperimente der Landesregierung zu werden“.

Baldauf forderte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) auf, das Gesetzgebungsverfahren sofort zu stoppen. Die Kita-Novelle wurde am 16. Mai in erster Lesung im Landtag behandelt und kommt nun in den Bildungsausschuss. Der Rechnungshof kritisierte, dass offen bleibe, in welchem Umfang mit der Neuregelung zusätzliche Stellen für Erzieherinnen und Erzieher geschaffen würden. „Berechnungen hierzu liegen nicht vor.“ Die Behörde empfahl, die Auswirkungen des Gesetzes schon früher zu überprüfen als erst nach sieben Jahren wie vorgesehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Check Also

Handelskrieg bremst Chinas Wirtschaftswachstum

Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China ist nicht in Sicht. Die chinesis…