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Politik - 04.05.2019

Jungpolitikerin tritt wegen Frauenquote aus der FDP aus

Maike Wolf ist aus der FDP ausgetreten, weil diese die Türen zur Frauenquote geöffnet hat. Wir sprachen mit der 23-jährigen Studentin, die in Mainz studiert und in Wiesbaden lebt.

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MAINZ – Die FDP ist die Heimat von Maike Wolf. Vielmehr: Sie war die Heimat. Weil der Parteivorstand mit den sogenannten Zielvereinbarungen quasi die Tür zur Frauenquote geöffnet hat, ist die 23-jährige Studentin aus der FDP ausgetreten. Wir trafen die ehemalige Vorsitzende der Jungen Liberalen (Julis) Rheinland-Pfalz in Wiesbaden.

Frau Wolf, Sie sind aus der FDP ausgetreten. Wie ist die momentane Stimmung?

Ein bisschen traurig bin ich schon. Es war ein großer Schritt für mich.

Wie waren die Reaktionen auf Facebook und Co.?

Ich würde mal sagen, 60 Prozent Zuspruch, 40 Prozent Kritik. Viele Leute verstehen meine Entscheidung. Jeder hat eben seine Grenze, bis zu der er gehen kann.

Die Grenze waren für Sie nun die Zielvereinbarungen. Die Befürworter sagen, Zielvereinbarungen seien doch gar keine Frauenquote.

Das Schlimme an einer Frauenquote ist nicht, dass sie starr ist, sondern dass sie Geschlechterverhältnisse vorgibt. Sie bestimmt, was gut und was schlecht ist. Genau das macht eine Zielvereinbarung. Ich finde es schon eine harte Nummer, dass der FDP-Bundesvorstand das eigenmächtig auf den Weg gebracht hat. Der Parteitag hat lediglich nicht widersprochen. Es war nicht einmal geplant, dass der Parteitag überhaupt abstimmt.

VITA

Maike Wolf (23), geboren in Göttingen. Studiert in Mainz Politikwissenschaften und American Studies. Eingetreten in die FDP 2014, Austritt im April 2019. Von März 2017 bis September 2018 Vorsitzende der „Julis“ Rheinland-Pfalz. Lebt in Wiesbaden.

Das wurde aber gemacht, mit einer Zustimmung von etwas mehr als 60 Prozent. Ist nicht in der Demokratie Mehrheit gleich Mehrheit?

Das stimmt, ich sage ja nicht, dass der Beschluss jetzt nicht gilt.

Warum nicht in der Partei bleiben und für die eigenen Ziele kämpfen?

Ich kann nicht Mitglied in einer Partei sein, die mich primär als Frau sieht. Ich will nicht deshalb auf eine Kandidatur verzichten müssen, weil es eine Frauenquote gilt. Auf keinen Fall will ich Mittel zum Zweck sein, damit man eine schöne Zielvereinbarung erfüllt und es dann beim nächsten Bericht des Bundesvorstands gut aussieht.

Einmal Quotenfrau, immer Quotenfrau?

Eben. Gerade die damalige Generalsekretärin Nicola Beer hatte noch Anfang 2018 erklärt, sie sei keine Quotenfrau. Bin ich auch nicht.

Die neue Generalsekretärin Linda Teuteberg hat kein Problem damit, wenn man sie als „Quotenfrau“ bezeichnet…

Da finde ich nicht gut. Abgesehen davon ist Linda Teuteberg eine richtig Fähige.

Wie nehmen Sie die Stimmung in der Partei wahr?

Viele Frauen sind sehr enttäuscht und wissen nicht, was sie machen sollen. Manche wollen nicht mehr kandidieren. Ich bin mir sicher, dass es weitere Austritte geben wird. Warum ist man denn als Frau in der FDP? Doch gerade wegen der bislang strikten Linie in Sachen Frauenquote.

Andererseits: Nur gut 20 Prozent der FDP-Mitglieder sind Frauen. Nur CSU und AfD sind schlechter. Muss sich da nicht etwas ändern?

Ja, aber was ist denn unser Ziel? Wollen wir „Fifty Fifty“ Anteil Mann und Frau? Wir sollten darauf hinarbeiten, dass jeder das werden kann, was er möchte und nicht, dass die Gesellschaft perfekt repräsentiert ist. Es gibt so vieles, was man vorher hätte machen können…

Zum Beispiel?

Man könnte beispielsweise klar kommunizieren, was die Anforderungen an ein bestimmtes Amt sind, etwa wie viel Zeitaufwand dahinter steht. Erfahrungsgemäß sagen die Männer auch schon mal – „was soll schon schief gehen?“ Die Frauen hingegen wollen sich da zu 100 Prozent sicher sein. Auch kann man Frauen einfach mal direkt ansprechen, wenn Kandidaten gesucht werden.

Wo sind die FDP-Vorbildfrauen wie einst Hildegard Hamm-Brücher?

Gerade Politikerinnen wie Hildegard Hamm-Brücher sind nur schwer zu toppen. Übrigens ist es Quatsch, zu sagen, Frauen bräuchten weibliche Vorbilder. Die FDP hat einige Kerle, die das sehr gut machen. Einer davon ist Christian Lindner.

Wenn man gegen eine Frauenquote ist – warum nicht gleich auch den Regionalproporz abschaffen?

Absolut ja.

Heißt es für Sie jetzt: Nie wieder FDP?

Ich bleibe der FDP verbunden und schaue, wie es weitergeht. Ich bleibe ja bei den „Julis“.

Das Interview führte Markus Lachmann.

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