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Politik - 21.12.2018

Gewerkschaft GEW zeichnet düsteres Bild von rheinland-pfälzischen Schulen

Nicht so schlimm wie in Sachsen oder Berlin. Aber alles andere als gut. So schildert die Lehrergewerkschaft GEW die Situation an rheinland-pfälzischen Schulen.

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MAINZ – Fast 100 Prozent des Unterrichts an rheinland-pfälzischen Schulen finde auch statt, sagt Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Das Soll wurde künstlich runter gerechnet, um es erfüllen zu können, hält die Lehrergewerkschaft GEW dagegen – und malt ein düsteres Bild von den Schulen im Land.

18,5 Schüler sitzen in der durchschnittlichen Klasse einer rheinland-pfälzischen Grundschule. Eine Zahl, mit der Rheinland-Pfalz im Ländervergleich gut dasteht. Das Problem ist nur: „Gerade die Schulen mit einem großen Migrationsanteil sind auch die Schulen mit den größten Klassen“, sagt Elisabeth Ellenberger, für den Bereich zuständige Personalrätin.

Dabei sollte ihrer Ansicht nach ein Kind in einem sozialen Brennpunkt doppelt gezählt werden. Dort kämen mehr Auffälligkeiten vor, gebe es größere Sprachprobleme. Das führt zu schlechten Ergebnissen der Schulen in Brennpunkten, sagt Ellenberger: „Bei Vergleichsarbeiten gibt es gravierende Unterschiede.“ Immer häufiger stellten Schulen „Überlastungsanzeigen“, also Hilferufe, dass sie mit der Situation nicht mehr zurechtkämen.

Die Folgen sind bis in die Berufsschulen zu spüren: „Viele Schüler, die von der Realschule plus kommen, können normale Texte nicht mehr lesen“, sagt Wolfgang Butterbach, für Berufsbildende Schulen zuständiger Personalrat. Die Aufgabe der Berufsschulen werde durch die Einwanderung schwieriger – es entstehe ein höherer Bedarf an Sprachförderung und Stellen für Sozialarbeiter. Doch hoffen dürften sie nicht. 1200 Lehrkräfte gingen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Für potenzielle Einsteiger sei es oft attraktiver, in der Wirtschaft zu arbeiten.

Und selbst an Gymnasien ist die Welt nicht heil: „Auch hier gibt es die Notwendigkeit der individuellen Förderung“, sagt Personalrat Klaus Schabronat – also Problemschüler, um die sich intensiver gekümmert werden müsste. Doch an individueller Förderung mangele es. Schabronat nennt ein Beispiel aus Koblenz, da kommen vier Wochenstunden auf 1200 Schüler. Auch hier sei das Soll runter gerechnet, damit anschließend eine Vollversorgung gefeiert werden könne.

„Inklusion wird Stück weit an die Wand gefahren“

Bildungspolitische Ziele sehen die Personalräte dadurch in Gefahr: etwa die Inklusion, das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern. Die Versorgung werde mit pädagogischen Fachkräften aufgestockt, erzählt Personalrätin Birgit Wolsdorfer. Also mit Erzieherinnen oder Sozialpädagoginnen. Die könnten zwar betreuen. Aber keinen Unterricht in Mathematik ersetzen: „Die Inklusion wird damit ein Stück weit an die Wand gefahren.“

Die Schülerzahlen gingen zurück, sagt GEW-Landeschef Klaus-Peter Hammer. Das Land müsse diese „demografische Rendite“ nutzen, also im Schnitt weniger Schüler von mehr Lehrern unterrichten lassen. Und es müsse dafür sorgen, dass genug in den Beruf gingen, um dann dieses Soll auch erfüllen zu können.

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