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Politik - 15.07.2019

Die Ministerin sammelt Müll am Rhein

In mehreren Bundesländern laufen die Vorbereitungen für die Aktion Rhine Cleanup. Die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) sagt im Interview, was sie sich davon erwartet.

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WIESBADEN – 20 000 Menschen werden im September in mehreren Bundesländern zur Aktion Rhine Cleanup erwartet. Sie wollen gemeinsam Müll aus dem Rhein sammeln. Auch Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) macht in Wiesbaden mit.

Frau Hinz, beim ersten Rhine Cleanup im vergangenen Jahr wurden in Wiesbaden kaputte Schuhe, Autoreifen, Ölkanister, Fahrräder, Teppiche und jede Menge Plastik im Fluss gefunden. Fehlt es in unserer Gesellschaft an Umweltbewusstsein?

Leider leben wir in einer Welt, in der viele Menschen ihren Abfall nicht ordentlich entsorgen. Aktionen wie Rhine Cleanup dienen zum einen dazu, die Gewässer ganz konkret von Unrat zu befreien, zum anderen tragen sie zur Bewusstseinsbildung der Menschen bei. Es wird eine öffentliche Diskussion darüber angeschoben, warum so viel Müll achtlos in den Flüssen entsorgt wird.

Sind solche Aktionen aus Ihrer Sicht nachhaltig, oder sind sie eher ein nettes Event, und danach geht‘s weiter wie bisher?

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass solche Aktionen, wenn man sie öfter durchführt, Wirkung zeigen. Es gibt neben dem jährlichen Rhine Cleanup in Hessen Aktionen mit Kindern wie „Sauberhaftes Hessen“, die schon im Kindergarten beginnt und in den Schulen weitergeht. Das beschränkt sich nicht darauf, einmal den Schulweg zu säubern, sondern die Aktion ist eingebettet in den Unterricht. Das heißt, die Kinder lernen auch, was es bedeutet, wenn überall Plastik und anderer Müll herumliegt.

Was hat Sie bewogen, in diesem Jahr die Schirmherrschaft für die Aktion Rhine Cleanup zu übernehmen?

Am Samstag, 14. September, wird ab 10 Uhr in Wiesbaden-Biebrich und Wiesbaden-Schierstein gesammelt. Wer dabei sein möchte, schickt bitte eine E-Mail an kurier@vrm.de.

ZUR PERSON
Priska Hinz (Grüne) ist seit Januar 2014 hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Sie war schon von 1998 bis 1999 Landesministerin, damals mit der Zuständigkeit für Umwelt, Energie, Jugend, Familie und Gesundheit. Dem Landtag gehörte die 60-Jährige mit Unterbrechungen von 1985 bis 2005 an. Von 2005 bis zu ihrer Ernennung als Ministerin war Hinz Mitglied des Bundestags.

Ich halte das für eine besonders nützliche und bemerkenswerte Aktion. Der Rhein wird länderübergreifend von der Quelle bis zur Mündung von Müll befreit. Das will ich unbedingt unterstützen.

Gibt es – abgesehen vom Aktionstag am 14. September – Kooperationen mit anderen Bundesländern und europäischen Staaten zum Erhalt der Wasserqualität?

Ja, die gibt es auf zwei Ebenen. Einmal die Flussgebietsgemeinschaft Rhein, in der alle Anrainer in Deutschland und die Bundesregierung vertreten sind. Da werden regelmäßig Maßnahmen zur Reinhaltung des Rheins abgestimmt. Und zweitens gibt es die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins, in der alle europäischen Anrainer-Staaten zusammenarbeiten.

Was tut die Landesregierung zur Verbesserung der Wasserqualität?

Die Qualität des Rheins hat sich in den vergangenen Jahren stetig verbessert. Dafür haben wir auch Geld in die Hand genommen, und dafür ist auch die Zusammenarbeit mit den anderen Ländern entscheidend. Wichtig ist dabei aber auch, die Zuflüsse in den Rhein nicht zu vergessen. Die bringen Mikroplastikteile oder Spurenstoffe mit. Die Spurenstoffstrategie der Landes setzt hier an. Wir wollen den Eintrag von Chemikalien in die Gewässer verringern und die Ufer von Pflanzenschutzmitteln und Dünger freihalten. Wir sprechen mit den Unternehmen und finden Lösungen, dass sie Spurenstoffe bereits an der Quelle beseitigen, anstatt sie in die Flüsse einzuleiten. Das wollen wir auch mit Genehmigungsbescheiden regulieren. Außerdem unterstützen wir die Kommunen dabei, vierte Reinigungsstufen für die Kläranlagen einzurichten.

Spielt die Trockenheit beim Thema Gewässerschutz eine Rolle?

Auf jeden Fall beim Blick auf die biologische Gewässerqualität. Sinkende Wasserstände verursachen Sauerstoffmangel. Das ist für die Fische eine echte Tortur. Letztes Jahr sind viele Fische in etlichen hessischen Gewässern verendet. Daher haben einige Kreise und das Regierungspräsidium jetzt zurecht angeordnet, dass aus Oberflächengewässern kein Wasser mehr entnommen werden darf.

Machen Sie bei der Aktion am 14. September selbst mit?

Ja, bin dabei in Wiesbaden. Ich halte das Eröffnungsgrußwort und sammle anschließend auch mit.

Das Interview führte Christian Stang.

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