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Politik - 13.03.2019

Der Hacker von Homberg kooperiert mit Ermittlern

Johannes S. aus Homberg (Ohm) hat private Daten von rund 1000 Politkern und Prominenten ins Netz gestellt. Weil er AfD-Politiker verschonte, vermuten manche, er habe aus rechtsradikale Motiven gehandelt. Aber stimmt das wirklich?

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WIESBADEN – Im Netz hatte er sich ganz unbescheiden „G0d“ genannt. Oder „0rbit“. Und für ein paar Wochen lang schien sich die ganze Welt tatsächlich um den Computer-Nerd zu kreisen, der gerade mal der Pubertät entwachsen war: Zu Beginn dieses Jahres war herausgekommen, dass es Johannes S. aus Homberg (Ohm) gewesen war, der im Dezember private Daten von rund 1 000 Politkern und Prominenten im Netz veröffentlicht hatte. Es war ein Erfolg des Bundeskriminalamtes und der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, die die Ermittlungen geleitet hatte. Und Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk schließt nicht aus, dass das Ermittlungsverfahren schon Mitte des Jahres abgeschlossen sein könnte. Der 20-Jährige sei „weiterhin geständig und kooperativ“.

Man kann über die Ermittlungen gegen Johannes S. nicht schreiben, ohne Jan Schürlein aus Heilbronn zu erwähnen. Der 19-Jährige hatte sich öffentlich dafür gerühmt, dem BKA die entscheidenden Hinweise gegeben zu haben. „So fanden die Ermittler 0rbit“, hieß denn auch die Überschrift eines ARD-Berichts über ihn. Fakt ist: Schürlein ist Zeuge in dem Verfahren. Fakt ist aber aus Sicht der Generalstaatsanwaltschaft auch, dass er das Verfahren genutzt hat, „um sich und sein Unternehmen bekannt zu machen“, so Oberstaatsanwalt Ungefuk.

Schürleins Unternehmen heißt Black Protect, angeblich ist es auf dem Gebiet der IT-Security tätig. Doch der Jung-Unternehmer hat im Internet ganz offenkundig eher für Verunsicherung gesorgt. Schon im Sommer vergangenen Jahres hat die Staatsanwaltschaft Heilbronn ein Verfahren wegen Volksverhetzung gegen ihn eingeleitet, die Akten aber an die für Extremismus-Straftaten zuständige Staatsanwaltschaft Stuttgart abgegeben.

Bei dem Verfahren geht es um den Youtube-Hetzkanal „Vulgäre Analyse“, in dessen Beiträgen ein Anonymus vorzugsweise gegen den Islam zu Felde zieht, einen Koran verbrennt und auf ihn uriniert. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat das als rechtsextremistische Agitation wahrgenommen. Und prüft, ob Schürlein die Beiträge lediglich hochgeladen hat. Oder vielleicht sogar selbst für sie verantwortlich ist.

Gerichtsverfahren wegen Angriff auf Server

Es ist nicht der erste Konflikt Schürleins mit der Strafjustiz. Schon 2012 war er von einem Security Analysten angezeigt worden, der an der Technischen Hochschule Mittelhessen lehrt, und der nicht mehr unter seinem Namen zitiert werden möchte. Er hatte damals Schürlein für Angriffe auf seinen Server verantwortlich gemacht. Und der islamophobe Heilbronner hatte sich deshalb vor Gericht verantworten müssen.

„Schürlein hat ein Doxing-Portal betrieben“, weiß der Security Analyst. Doxing meint das Sammeln und Veröffentlichen personenbezogener Daten im Internet, zumeist mit bösartigen Absichten. Johannes S. sei dort Stammkunde gewesen, so der IT-Dozent aus Mittelhessen. Der Hacker von Homberg habe dort, noch bevor er im vergangen Dezember durch seine Leaks Schlagzeilen machte, einen Teil der Politiker-Daten veröffentlicht.

Der IT-Experte ist überzeugt: Gehackt hat Johannes S. die Daten nicht selbst. Vermutlich habe er sie im Darknet gekauft. Es waren Datensätze von Politkern aller Couleur, ausgenommen waren nur AfD-Politiker. Johannes S. hat das den Ruf eingetragen, politisch rechts außen zu stehen. Zumal er ein Fan des Youtube-Kanals „Vulgäre Analyse“ gewesen sein und sich dort radikalisiert haben soll.

Doch der Security Analyst hat in diesem Punkt einen eigenen Blick auf die Szene. „Das sind Kinder“ sagt er. Mit ihren Internet-Aktivitäten hätte sie mit zwölf oder 13 Jahren angefangen. „Bei denen geht es nur darum, aufzufallen.“ Mit linksradikalen Äußerungen könnten sie niemanden mehr provozieren. Deshalb äußerten sie sich oft rechtsradikal. Nur: „Das sind keine Rechtsextremisten.“

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