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Politik - 05.06.2019

Biblis-Reaktoren sind brennstofffrei

Die Reaktorgebäude der Blöcke A und B im Kernkraftwerk Biblis sind praktisch frei von Radioaktivität. Die letzten Castor-Behälter mit Atommüll sind im Zwischenlager angekommen.

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BIBLIS/WIESBADEN – Acht Jahre nach der Stilllegung des Kernkraftwerks in Biblis sind die letzten Brennstäbe aus den Reaktorgebäuden der Blöcke A und B in das Zwischenlager auf dem Gelände des Kraftwerks gebracht worden. Damit sind laut Umweltministerium 99,7 Prozent der Radioaktivität aus der Betriebszeit des Kraftwerks entfernt worden. „Der Rückbau der beiden Blöcke liegt damit im Plan“, sagte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne). Es sei ein weiterer Meilenstein beim Rückbau des Kraftwerks erreicht.

Das AKW in Biblis, das einzige in Hessen, war nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima im März 2011 stillgelegt worden. Block A war seit 1975, Block B seit 1977 in Betrieb. Zum Zeitpunkt der Stilllegung befanden sich laut Ministerium 946 Brennelemente in den beiden Blöcken. In Block A gibt es seit Ende 2016 keine Brennelemente und -stäbe mehr. Im Block B seit September 2018.

Allerdings verblieben dort 276 sogenannte Sonderbrennstäbe, die im laufenden Betrieb der Anlage aus ihrem Brennelementverbund herausgelöst wurden. Nach Entsorgung der in Köchern verpackten Sonderbrennstäbe mit einem Castor-Behälter wurde auch für den Block B die Kernbrennstofffreiheit erreicht.

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Ein Castor-Behälter mit Atommüll wird im Kernkraftwerk Biblis verladen. Foto: RWE

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Größte Beladungsaktion in Deutschland

Nach Angaben des Kraftwerksbetreibers RWE wurden die Brennelemente seit Ende 2015 in insgesamt 51 Castoren – Spezialbehälter für radioaktives Material – verladen und ins Zwischenlager gebracht. Es habe sich um die bisher größte zusammenhängende Castor-Beladekampagne in Deutschland gehandelt, teilte der Energiekonzern weiter mit. Die Entsorgung sei reibungslos abgelaufen, sagte Hinz. Das zeige, wie gut und sorgfältig alle Beteiligten gearbeitet hätten – immer mit dem Ziel vor Augen, den Ausstieg aus der Kernenergieerzeugung Realität werden zu lassen. Nach dem Kernkraftwerk Unterweser in Niedersachsen, das ebenfalls 2011 außer Betrieb ging, ist Biblis das zweite Kraftwerk in Deutschland, das nun kernbrennstofffrei ist. Der Abbau des Kraftwerks in Südhessen wird voraussichtlich bis 2033 dauern. Die Sicherheits- und Strahlenschutz-Standards gelten nach Angaben von Hinz weiter. Die Brennelemente lagerten unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen im Standortzwischenlager, betonte die Umweltministerin.

Das Zwischenlager in Biblis ist als Puffer gedacht, bis in Deutschland ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle gefunden ist. Wann das sein wird, steht allerdings in den Sternen, nachdem der Standort Gorleben in Niedersachsen wegen Sicherheitsbedenken und nach jahrzehntelangen Protesten aufgegeben worden ist.

Zwischenlager in Biblis ist bis 2046 genehmigt

Das Standortzwischenlager in Biblis ist bis 2046 genehmigt. Hinz hatte mehrfach Zweifel geäußert, ob bis dahin eine Endlagerstätte gefunden sein wird. Ein Standort müsse unter geologischen Gesichtspunkten bewertet werden, da die Castoren dort Zigtausende von Jahren gelagert werden müssten. Außerdem werde nach den Erfahrungen in Gorleben ein demokratischer Prozess unter Beteiligung der Bevölkerung benötigt. Hinz schließt nicht aus, dass die Genehmigung für das Zwischenlager über 2046 hinaus verlängert werden muss.

Die Tatsache, dass die Reaktorgebäude in Biblis nun kernbrennstofffrei seien, sei für alle Hessen eine gute Nachricht, erklärte die Grünen-Abgeordnete Martina Feldmayer. Für ihre Partei, die immer Teil der Anti-Atomkraft-Bewegung gewesen sei, bedeute das einen großen politischen Erfolg.

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