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Wirtschaft - 11.01.2019

Russland: Die Angst vor dem Investieren

Die russische Wirtschaft wächst langsamer als erwartet. Das hat nicht nur ökonomische Ursachen, sondern auch politische und andere. Über die Hintergründe unser Korrespondent Miodrag Soric.

Die Weltbank hat für das laufende Jahr ihre Wachstumsprognose für Russland auf 1,5 Prozent gesenkt. Noch vor wenigen Monaten rechnete sie mit 1,8 Prozent. „Damit wächst die russische Wirtschaft nur halb so schnell wie die Weltwirtschaft“, klagt Valerij Viktorivitsch Mironov, Professor an der Höheren Wirtschaftsschule in Moskau im Gespräch mit der Deutschen Welle.

Das habe vor allem politische und psychologische Gründe, meint er. Zwar fielen die Einnahmen durch den Öl-Export 2018 deutlich höher aus als erwartet. Doch seien die dadurch entstandenen Mehreinnahmen nur zum geringen Teil reinvestiert worden. Firmen aber auch der Staat sparten für ökonomisch schwierigere Zeiten, mit denen offenbar viele in Russland rechnen.

Kreml fördert Protektionismus

Noch ist unklar, ob die USA die Sanktionsschraube weiter anziehen werden. Der Kreml fördert protektionistische Tendenzen. Die Staatsquote steigt von Jahr zu Jahr. Der Aufbau eines starken Mittelstandes kommt nicht voran. Die Russen haben durch die Mehrwertsteuererhöhung und die Rentenreform weniger Geld in der Tasche – und geben entsprechend weniger aus.

Kein Wunder, dass die Weltbank auch für die kommenden Jahre pessimistisch bleibt. 2020 und 2021 wird der Moskauer Wachstumsmotor kaum anspringen. Die Weltbank rechnet mit einem Wachstum unter zwei Prozent. Die Prognosen des Kremls sind deutlich optimistischer. Präsident Putin kündigte für 2021 ein dreiprozentiges Wachstum an. Doch die Zweifel bleiben.

Westliche Investoren zurückhaltender

Auch bei westlichen Investoren. Deutsche Unternehmen wollen zwar 2019 über 626 Millionen Euro in die russische Wirtschaft investieren – und damit deutlich mehr als im vergangenen Jahr. So jedenfalls eine Umfrage der AHK unter 168 deutschen Unternehmen. Doch insgesamt geht die Zahl der deutschen Unternehmen in Russland zurück. Knapp zwei von drei deutschen Firmen glauben, dass die russische Wirtschaft in 2019 stagnieren wird. Optimistisch blicken 41 Prozent, pessimistisch 23 Prozent der Befragten in die Zukunft. Wolfgang Büchele, Vorsitzender des Ost-Ausschuss Osteuropaverein der deutschen Wirtschaft (Oaoev), bringt es in Berlin auf den Punkt: „Investoren brauchen ein langfristig stabiles Umfeld“. Genau daran mangelt es in Russland.

Doch es gibt auch Hoffnungszeichen. So begünstigt der schwache Rubel den Export, meint Valerij Viktorivitsch Mironov. Wenn es dem Kreml gelinge, seine politischen Probleme zu lösen, würde Russlands Wirtschaft deutlich stärker wachsen. Doch der Misnk-Prozess stockt, die Verhandlungen mit Japan über die Zukunft der Kurilen-Inseln zieht sich in die Länge, eine Besserung der Beziehungen zu den USA ist ebenfalls nicht in Sicht.

Alles das sind Hinweise, dass Russlands Wirtschaft auch in den kommenden Jahren nur langsam wachsen wird.  

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