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Wirtschaft - 17.05.2019

Die deutsche Roller-Revolution

Durch die USA rollen sie schon, in vielen europäischen Ländern auch, nun sollen sie in Deutschland bald zum Straßenbild gehören: die elektrischen Roller. Ein wichtiger verkehrspolitischer Schritt weg vom Auto?

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Das Fortbewegungsmittel der Zukunft ist mintgrün, wiegt knapp über zehn Kilogramm und beschleunigt in nur wenigen Sekunden auf stolze 20 Kilometer die Stunde. Seit Anfang April flitzen Dutzende Menschen jeden Tag mit den elektrischen Tretrollern auf einem Industriegelände in Köln umher – noch im Testbetrieb. Zuerst laden sie sich die App des Betreibers herunter und scannen den QR-Code des Rollers. Dann kann‘s losgehen: mit dem Fuß abstoßen, rechts Gas geben, links bremsen.

Einfache Handhabe am Lenker: die elektrischen Testroller

„Der Roller ist emissionsfrei, er erlaubt eine flexible Nutzung, und Spaß macht das Fahren auch“, schwärmt Bodo von Braunmühl, Leiter der Unternehmenskommunikation der E-Roller-Firma Tier, „der Scooter ist gedacht als Ergänzung für andere Verkehrsangebote wie etwa den öffentlichen Nahverkehr“.

Anbieter wie das Berliner Start-Up-Unternehmen Tier sehnen den Deutschlandverleih schon herbei. Oktober 2018 startete die Firma in Wien, mittlerweile ist Tier in 20 Ländern Europas auf dem Markt. Ein Euro beträgt der Grundpreis, für jede gefahrene Minute kommen 15 Cent dazu. In Deutschland, wo Umfragen zufolge zwei von drei Bundesbürgern den Roller für eine gute Ergänzung im deutschen Verkehr halten, winkt ein Riesengeschäft.

Klimaschutz als wichtigstes Argument

„Die Fixierung auf das Auto ist vorbei, das hat selbst der ADAC mittlerweile eingesehen“ erklärt von Braunmühl forsch, „nun müssen wir gemeinsam mit der Politik eine menschenfreundlichere Stadtplanung in die Wege leiten – mit einer Infrastruktur für Menschen, nicht für Autos“.

„Bei der Stadtplanung wurden in den letzten 50 Jahren immer die Autos in den Mittelpunkt gestellt“ – Bodo von Braunmühl

Möglicherweise haben die Anbieter für elektrische Tretroller genau den richtigen Zeitpunkt für den Start in Deutschland erwischt: Der Verkehr hinkt bei der vielbeschworenen Energiewende am meisten hinterher. 47 Millionen PKW sind in Deutschland zugelassen, jährlich werden mehr als drei Millionen Autos neu verkauft. Die Schadstoffemissionen im Verkehr sind fast genauso hoch wie 1990. Das angepeilte Ziel, sie auf 40 Prozent bis 2030 zu senken, ist kaum zu schaffen. Mobilität hierzulande bedeutet immer noch, auf den Diesel zu setzen.

Und jeden Freitag gehen Schüler auf die Straße, um für den Klimaschutz zu demonstrieren. Die E-Roller-Industrie will diesen Moment nutzen und für ein Umdenken sorgen – trotz der Kinderkrankheit, dass die Roller oftmals noch zu schnell kaputt gehen und nicht mal ein Jahr halten. Die Flitzer sind auf Kopfsteinpflaster, bei Regen oder Schnee nahezu unbrauchbar.

Wann kommt die Verkehrswende?

Bei Heiner Monheim rennen die Befürworter der E-Roller offene Türen ein. Als der renommierte Verkehrsforscher noch Raumentwicklung an der Universität Trier lehrte, schaffte er mal soeben auf einen Schlag 74 Tretroller für seine Studenten an. „Wir sind dann für Exkursionen auf der Straße in Kolonne gefahren“, erinnert sich Monheim mit einem Schmunzeln, „und dann kam die Polizei und sagte: ‚Hey, Ihr müsst aber auf die Gehwege!‘ Und ich habe nur gesagt: ‚Das kann doch nicht wahr sein. Sollen wir da um die Fußgänger Slalom fahren?‘“

„Wir wollen angeblich weniger Autos und bauen achtspurige Autobahnen. Wie passt das zusammen?“, fragt Heiner Monheim.

Heiner Monheim ist mittlerweile 73 Jahre alt, aber seine Leidenschaft im Kampf für eine andere Verkehrspolitik und Mobilität in Deutschland ist ungebrochen. „Wir müssen hin zu weniger fahrenden und weniger stehenden Autos. Die Städte lechzen danach, sie wollen mehr Grün und weniger Blech.“ Jetzt auf andere Fortbewegungsmittel zu setzen, sei da nur folgerichtig.

Zauberwort Intermodalität

Dass die E-Roller auf den Radwegen fahren sollen und wenn es keine gibt, auf der Straße, befürwortet der Verkehrsforscher. Gleichzeitig spart Monheim aber nicht mit Kritik: „Deutschland ist ein Land, in dem der Radweg nicht der Regelfall, sondern eher die Ausnahme ist. Und die Radwege, die es momentan gibt, sind erst durch halbierte Gehwege geschaffen worden.“

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Monheims Vision heißt Intermodalität. Soll heißen: die Kombination verschiedener Verkehrsmittel. „Ich habe immer davon geträumt, dass jedes Auto serienmäßig nicht nur einen Verbandskasten, sondern auch zwei Klappräder im Kofferraum hat.“ Aber Deutschland sei leider weit davon entfernt, eine solche kreative Industrie zu haben.

Heiner Monheim muss los. Mit seinem Klapprad will er sich auf den Weg zum Bonner Bahnhof machen, von da geht es mit dem Zug weiter nach Trier. Wie bewertet er denn die Diskussionen um den E-Roller in Deutschland ? Viele Kritiker hatten schließlich in den vergangenen Wochen vor der erhöhten Unfallgefahr gewarnt. „Wir rätseln darüber, wie wir die Roller an die Kandare legen“, schüttelt er verständnislos den Kopf, „stattdessen müssten wir vor allem die Geschwindigkeitsfrage beim Auto stellen. Aber demnächst wird sicher von Roller-Rowdies die Rede sein.“

Deutschland hinkt europäischen Nachbarn hinterher

Die E-Roller-Firma Tier will sich von solchen Szenarien nicht entmutigen lassen. „In Deutschland wird nun einmal gründlicher und länger diskutiert“ zieht Bodo von Braunmühl einen Vergleich zu Skandinavien oder die Niederlande, wo die Verkehrswende schon vor vielen Jahrzehnten eingeleitet worden sei.

E-Roller und Fahrräder – Deutschlands neue Mobilität?

Und was werden die Deutschen in 20 Jahren sagen? Werden sie über die Diskussion um den elektrischen Tretroller mit einem Lachen zurückdenken? Der Pressesprecher der Firma Tier ist sich sicher: „Sie werden sich zumindest über die Aufregung wundern, die mit der Einführung des Rollers einherging!“

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