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Wirtschaft - 27.11.2018

Chef von Roboterhersteller Kuka bedauert vorzeitigen Abgang

Zwei Jahre nach einer chinesischen Übernahme muss der Chef des Roboterherstellers Till Reuter das Unternehmen Kuka verlassen. Und er geht nicht freiwillig.

Er selbst hatte vor zwei Jahren die Übernahme des Roboterbauers Kuka durch Investoren aus China unterstützt. Doch nun verlässt der langjährige Konzernchef Till Reuter überraschend das Unternehmen – vier Jahre vor Ende seines Vertrags. Reuter werde seinen Posten als Vorstandsvorsitzender im Dezember aufgeben, teilte Kuka am Unternehmenssitz in Augsburg mit.

Reuter hat mit Bedauern auf sein Ausscheiden reagiert: „Ich gehe nicht gern, ich bin traurig, es geht aber weiter“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“ von Dienstag.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sieht sich mit der Ablösung in seinen damaligen Bedenken gegen die Übernahme durch chinesische Investoren bestätigt. Reuter habe „für viele als Garant für Standortsicherheit und eine angemessene unternehmerische Unabhängigkeit“ gestanden, sagte der SPD-Politiker der Zeitung. 

Angaben über die Gründe für die Entscheidung machte das Unternehmen nicht. Aus Unternehmenskreisen verlautete, die Chinesen wollten im Tagesgeschäft stärker durchgreifen. Das Verhältnis zwischen Reuter und den Investoren habe sich zuletzt verschlechtert, hieß es.

Chefwechsel nach Übernahme durch Chinesen

Der Abgang Reuters ist der zweite Fall eines spektakulären Chefwechsels nach der Übernahme durch einen chinesischen Investor. So hatte erst im September der gesamte Vorstand des bayerischen Autozulieferers Grammer vor der Übernahme durch den chinesischen Konzern Ningbo Jifeng eine Ausstiegsklausel genutzt. Vorstandschef Hartmut Müller und Finanzvorstand Gérard Cordonnier wollen zum Jahresende ihre Ämter niederlegen, Technikvorstand Manfred Pretscher im Februar 2019.

Von Augsburg in die ganze Welt: Industrieroboter von Kuka sind international gefragt.

Reuter war seit 2009 Chef bei Kuka und führte das damals wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen aus der Krise. Im Frühjahr 2017 hatte Aufsichtsratschef Gu den Vertrag von Reuter noch vorzeitig um zwei weitere Jahre verlängert, zuvor war Reuter bis zum Jahr 2020 als Vorstandschef bestellt.

Vorher hatte der chinesische Hausgerätehersteller Midea den Kuka-Aktionären ein lukratives Übernahmeangebot mit 115 Euro pro Aktie gemacht und so nach langem Ringen rund 95 Prozent der Anteile an den Augsburgern übernommen. Reuter war damals ein vehementer Befürworter des Einstiegs der Chinesen. Er lobte, dass Midea eine weitreichende Investorenvereinbarung abgeschlossen und damit bis 2023 beispielsweise den Mitarbeitern eine Jobgarantie gegeben hatte. „Uns ist wichtig, dass Kuka unabhängig bleibt“, sagte Reuter damals.

Finanzvorstand übernimmt interimsweise

Für Kontinuität soll nun Finanzvorstand Peter Mohnen sorgen. Er werde den Vorstandsvorsitz übergangsweise ab dem 6. Dezember übernehmen, berichtete der Konzern. Zugleich soll Manager Andreas Pabst in dem zweiköpfigen Kuka-Vorstand vorläufig das Finanzressort übernehmen.

Kuka ist einer der technologisch führenden Hersteller von Robotern für die Industrie, insbesondere für Automobilhersteller. Die Übernahme durch die Chinesen hatte für Schlagzeilen gesorgt, da chinesische Unternehmen verstärkt in deutsche Hightech-Unternehmen investieren. Politiker in Brüssel und Berlin hatten sich dagegen ausgesprochen, dass Spitzentechnologien in chinesische Hände fallen.

Chinesen wollen Kontrolle ausweiten

Aus Unternehmenskreisen verlautete, die Chinesen wollten die Integration vorantreiben und die Kontrolle auch auf das operative Geschäft von Kuka ausweiten. Die Eigentümer wollten ihre Vorstellungen durchsetzen und stärker die Führung übernehmen.

Zuletzt hatte das Augsburger Unternehmen mit 13.710 Beschäftigten nach einer langen Wachstumsphase seine Jahresprognose wegen eingetrübter Aussichten gesenkt. Zu einer schlechteren Entwicklung im Geschäft mit Autos kämen Unwägbarkeiten im chinesischen Automatisierungsmarkt hinzu, hatte Kuka bei Vorlage der Quartalszahlen Ende Oktober mitgeteilt.

Für 2018 werde ein Umsatz von rund 3,3 Milliarden Euro erwartet statt der zuvor angepeilten Erlöse von mehr als 3,5 Milliarden Euro. Vorstandschef Reuter hatte angekündigt, „auf die verschärften konjunkturellen Rahmenbedingungen“ zu reagieren und einen „stärkeren Fokus“ auf das Effizienzprogramm zu legen. 2015 hatte er erstmals eine Fünf-Jahres-Prognose vorgelegt und erklärt, dass der Umsatz bei Kuka bis zum Jahr 2020 auf 4 bis 4,5 Milliarden Euro etwa verdoppelt werden soll.

ul/hb/pcb (dpa/afp)

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