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Welt - 29.11.2018

CDU will mehr Kontrollen bei Tattoos

Wer Tätowierer werden will, braucht nur einen Gewerbeschein, einheitliche Standards gibt es nicht. Eine CDU-Politikerin organisierte nun einen Tattoo-Gipfel.

Unter die Haut: Tätowierungen sind nicht ohne Risiko.

Neulich hat Gitte Connemann in ihrer ostfriesischen Heimat Zeitung gelesen. „Da annonciert eine Disko, dass man sich dort auch direkt tätowieren kann“, berichtet die CDU-Politikerin. Ein Tattoo von der Tanzfläche. Ohne Beratung, eventuell betrunken. Obwohl es 2017 nur etwa 300 nachweisliche Fälle von Infektionen durch Tätowierung gab, sind dies für Connemann unhaltbar: „Das ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Das wollen wir verhindern.“
Seit Jahren beschäftigt sich die Bundestagsabgeordnete mit mangelnden Standards bei Tattoos. Am Mittwoch hatte sie zu einem Tattoo-Gipfel Verbände und Gesundheitsbehörden nach Berlin geladen. Im Anschluss sagte sie: „Verbraucherschutz ist in Deutschland eigentlich ein Bereich, der funktioniert.“ Eigentlich. Doch die Rechtslage für Tätowierer gleiche einem Flickenteppich voller Grauzonen. „Wir sind keine Gängel-Partei, aber wir brauchen Regeln“, sagt Connemann. Sie will bundesweit einheitliche Standards für Sicherheit, Beratung und Hygiene.

Kontrolleure, die nicht wissen, was sie kontrollieren

Dieser Wunsch kommt aus der Branche selbst, die sich über schwarze Schafe ärgert. Rund 10.000 Studios soll es in Deutschland geben, genau weiß es niemand. Tätowierer ist kein geschützter Beruf. Wer einen Gewerbeschein kauft, kann ein Studio eröffnen. Auch bei der Überwachung gibt es Probleme. „Gesundheitsämter kontaktieren uns, bevor sie uns kontrollieren. Oft wissen sie gar nicht, was sie überprüfen sollen“, sagt der Zwickauer Star-Tätowierer Randy Engelhard. Ihn stört, dass Regelverstöße oft keine Konsequenzen hätten. „Da muss eben auch mal ein Studio zu gemacht werden.“

Gitta Connemann sorgt sich um die Sicherheit beim Tätowieren.

Auch eine verpflichtende Beratung vor der Tätowierung, wie sie Connemann fordert, hält Engelhard für sinnvoll. „Wir sind keine Randgruppe mehr, sondern eine eigene Industrie.“ Zwar gibt es keine validen Zahlen, doch laut einer Studie der Universität Leipzig tragen die Deutschen insgesamt 20 Millionen Tattoos. Bei den Frauen zwischen 25 und 34 Jahren soll demnach jede zweite Frau tätowiert sein.

Im Bundestag bleiben Tattoos stigmatisiert

Im Bundestag dagegen scheinen Tattoos nicht sehr verbreitet. Zwar gibt es einige Tattoo-Träger im Plenum, doch die Angst vor Stigmatisierung scheint groß. Agnieszka Brugger, Rüstungsexpertin der Grünen, hatte eine Weile eine Kajal-Spinnennetz-Zeichnung im Gesicht. Weil Medien immer wieder über das vermeintliche Tattoo berichteten, ließ sie es irgendwann entnervt weg. Andere Abgeordnete wollen sich zum Thema nicht äußern.

Offen über ihre Tattoos spricht lediglich Caren Lay (Linke). Sie trägt einen Schriftzug am Unterarm, sowie einen thailändischen Kompass im Nacken. Dass man nun über Verbraucherschutzrichtlinien spricht, findet sie richtig. Ihr sei damals nicht bewusst gewesen, dass die Farben giftig sein könnten. Im Bundestag trage sie die Tattoos „mit Stolz“. Ihre Erfahrung: „Bislang halten sich anerkennende Komplimente und kritische Kommentare die Waage.“

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