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Welt - 05.12.2018

90 Festnahmen bei Mafia-Razzia in Europa und Südamerika

Schlag gegen das organisierte Verbrechen: Mit Durchsuchungen und Festnahmen in mehreren Ländern ist die Polizei gegen Mafia-Mitglieder vorgegangen.

Polizisten stehen in einem Eiscafé in der Duisburger Innenstadt.

Bei internationalen Mafia-Razzien sind nach Angaben der italienischen Polizei insgesamt 90 Menschen festgenommen worden. Bei der Aktion gegen die kalabrische ‚Ndrangheta seien Verdächtige in Italien, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und in Ländern Südamerikas gefasst worden, teilte die Polizei am Mittwoch auf Twitter mit. Ihnen wird unter anderem Drogenhandel, Geldwäsche und die Zugehörigkeit zu einer Mafiaorganisation vorgeworfen.

In Deutschland gab es Einsätze in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Zahlreiche Wohnungen und Lokale wurden durchsucht. Der Schwerpunkt sei in NRW, sagte eine BKA-Sprecherin. Nach Angaben von „Spiegel Online“ soll es weitere Durchsuchungen in Thüringen und Berlin gegeben haben. Dies wurde vom BKA jedoch ausdrücklich dementiert.

Die Europäische Justizbehörde Eurojust koordinierte die internationale Aktion mit dem Codenamen „Pollino“. Sie sei das Ergebnis „einer intensiven gemeinsamen Ermittlungsarbeit, die im Jahr 2016 begann und europaweit koordiniert wurde“, heißt es in einer Pressemitteilung von Eurojust.

Laut „Spiegel Online“ waren allein in Deutschland 240 Beamte des BKA und 200 Polizisten der Bundespolizei im Einsatz, darunter Spezialkräfte der Antiterroreinheit GSG 9. Hinzu kommen Hunderte Beamte der Landespolizeibehörden. Nach Angaben von „Bild.de“ wurden bundesweit mehr als 100 Objekte durchsucht. Einer der Haupttäter, ein 45 Jahre alter italienischer Gastwirt einer Osteria aus Pulheim bei Köln, wurde am Morgen in seiner Wohnung verhaftet. Berichte, wonach es auch Durchsuchungen in Thüringen und Berlin gegeben haben soll, dementierte das BKA.

Eurojust will um 12 Uhr am Mittwoch in Den Haag über die Ermittlungen informieren. Das BKA will am Nachmittag (15 Uhr) auf einer Pressekonferenz in Wiesbaden Details bekanntgeben, die Ermittler in Italien kündigten ebenfalls weitere Informationen an.

Die kalabrische ‚Ndrangheta gilt inzwischen als die mächtigste italienische Mafia-Organisation. Sie dominiert den Drogenschmuggel nach Europa und ist auch in Deutschland aktiv. So gehen die Mafia-Morde von Duisburg im Jahr 2007 auf ihr Konto.

In Italien richteten sich die Augen am Mittwoch vor allem auf die Region um Reggio Calabria. Der Operation habe sich gegen verschiedene Mitglieder bekannter Clans gerichtet, die im Herzen der Region um Locri bei Reggio Calabria operierten. Aus dieser Gegend stammten auch die Täter der Mafia-Morde von Duisburg. Die jetzige Aktion sei Ergebnis jahrelanger Ermittlungen der Behörden in Italien, Deutschland und den Niederlanden, betonte die Polizei.

Seit langem warnen Ermittler in Italien davor, dass die ‚Ndrangheta ein außerordentlich wichtiges Standbein in Deutschland hat. Im Sommer erklärte die nationale Anti-Mafia-Behörde, dass die kalabrische Mafia in Deutschland ähnliche Strukturen aufgebaut habe wie in ihrer Heimat. Deutschland, darunter der Hamburger Hafen, seien für den Drogenhandel von „besonderem Interesse“ für die Clans.

Erst am Dienstag hatte die italienische Polizei Dutzende Mafiosi festgenommen, darunter den neuen Chef der Cosa Nostra auf Sizilien, Settimo Mineo. Die Cosa Nostra ist in Sizilien beheimatet und besteht aus einigen wenigen Familien. Sizilien gilt allgemein als Ursprungsort der italienischen Mafia, die neben der Cosa Nostra drei weitere große Organisationen kennt: die ‚Ndrangheta in Kalabrien, die Camorra in Neapel und Kampanien sowie die Sacra Corona Unità in Apulien. (Tsp, dpa)

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