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Sport - 21.10.2018

Wie Werders Supertalent sein großes Manko bekämpft

Maximilian Eggestein sicherte Bremen die drei Punkte auf Schalke. Die Fans träumen von der Champions League, und er selbst steht vor dem Sprung zur Nationalelf. Weil er die Kritik der vergangenen Jahre beherzigte. 0

Ein Fan reagierte umgehend. Direkt nach dem Abpfiff und dem 2:0 (1:0) von Werder Bremen bei Schalke 04 schrieb Werder-Anhänger Steven auf der Facebook-Seite von Bremens Mittelfeldmann Maximilian Eggestein: „Und heute verneigen wir uns wieder vor dir. Top Leistung von dir als auch von der gesamten Mannschaft.“ Eggestein besiegte die Gelsenkirchener mit seinen beiden Toren (43. und 66. Minute) quasi im Alleingang, und parallel steht die Leistungsexplosion des U-21-Nationalkickers für den Aufschwung der Hanseaten, die zu einer Spitzenmannschaft gereift sind, die sich zukünftig Hoffnungen auf einen Champions-League-Startplatz machen darf.

Das überschwängliche Lob für den 21-jährigen Mittelfeldstrategen ist berechtigt, denn Eggestein ist das wohl größte Talent in Werders Klubgeschichte. Der ehemalige Nachwuchsspieler durchlief seit 2011 alle Jugendteams des Klubs, und vor knapp vier Jahren trat Eggestein erstmals im Profikader der Hanseaten an. Mit damals 17 Jahren avancierte er zum zweitjüngsten Bundesliga-Spieler der Norddeutschen nach der Klublegende Thomas Schaaf. Seit Jahresbeginn 2017 ist Eggestein Stammspieler in Werders A-Elf und aus dem Team nicht mehr wegzudenken.

Seinen Marktwert hat der 21-Jährige seitdem mehr als verzehnfacht. Derzeit liegt dieser bei zehn Millionen Euro, und er dürfte im Saisonverlauf weiter steigen. Stellvertretend dafür waren Eggesteins Treffer beim FC Schalke, zwei Distanzschüsse. Das erste Tor erzielte er mit dem rechten Fuß, das zweite mit dem linken, obwohl er Rechtsfüßler ist. Es waren seine Pflichtspieltore vier und fünf in dieser Saison; vier davon aus der Ferne. „Ich habe in den letzten Monaten Torschüsse verstärkt trainiert und besitze deshalb Selbstvertrauen“, erklärte er nach der Partie.

Damit gleicht Eggestein nun das Manko aus, das ihm vergangene Saison noch vorgehalten wurde. Er sei zwar wegen seiner spielerischen und läuferischen Präsenz einer der besten Mittelfeldakteure der Liga, so die Einschätzung vieler Experten. Etwa zwölf Kilometer läuft Eggestein pro Partie; ein herausragender Wert. Um den Part als offensiver Mittelfeldkicker aber noch effektiver ausfüllen zu können, müsse er torgefährlicher werden, so das Urteil. Dies erfüllt Eggestein jetzt mit Bravour; momentan ist er Werders erfolgreichster Torschütze. Und zusammen mit seinen Mittelfeldkollegen Max Kruse und Davy Klaassen bildet Eggestein eine der spielstärksten Kreativabteilungen der Liga.

Acht Jahre kein Europapokal in Bremen

Denn Werders derzeitiger Aufschwung ist nicht nur an Eggestein festzumachen. Trainer Florian Kohfeldt formte seinen Kader mit empathischer Menschenführung sowie taktischen Finessen zu einem Topteam. Dazu besinnen sich die Bremer in dieser Saison auf die Tugend, die den Klub schon früher zu einem der führenden Vereine in Deutschland machte: Eine spielstarke Offensive. Kohfeldts Philosophie, dem Gegner ein kreatives Angriffsspiel aufzuzwingen, setzt sein Team perfekt um. Und selbst die jahrelang anfällige Defensive bekam Kohfeldt in den Griff. Mit nur acht Gegentoren stellt Werder die zweitbeste Abwehr der Liga.

Mit 17 Punkten aus acht Liga-Spielen starteten die Norddeutschen so gut in eine Spielzeit wie seit 13 Jahren nicht mehr. Dabei erspielten sich die Hanseaten nicht einmal eine Fülle von Chancen, aber die Bremer nutzten ihre wenigen Möglichkeiten beeindruckend kaltschnäuzig. So agierte Werder auch bei Schalke 04, das derzeit in der Champions League kickt. Abgezockt, taktisch sowie technisch versiert schien es, als ob nicht Schalke, sondern die Bremer in der Königsklasse vertreten wären. „Wir haben nicht umsonst vor der Saison das Ziel ausgegeben, dass wir um die internationalen Plätze spielen wollen“, bekräftigt Kapitän Max Kruse die Ambitionen seines Klubs. „An diesem Ziel müssen wir uns messen lassen, und das sieht gut aus. Wir haben einen klasse Lauf, spielen richtig guten Fußball, und Schalke war jetzt der erste richtige Gradmesser, wo wir stehen.“

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Derzeit läuft es bei Claudio Pizarros Ex-Klub FC Bayern München nicht rund. Der Stürmer von Werder Bremen macht sich um den Rekordmeister allerdings keine großen Sorgen.

So rangiert Werder derzeit sogar einen Punkt vor Rekordmeister FC Bayern – eine ungewohnte Situation für die Bremer, die zuletzt vor acht Jahren im europäischen Wettbewerb vertreten waren. Selbstbewusst argumentieren sie dennoch. „Wir fühlen uns wohl, zwischen Tabellenführer Dortmund und den Bayern zu stehen“, formulierte Max Kruse Bremens Höhenflug. Der hat sogar den sonst eher bescheidenen Maximilian Eggestein erfasst, der wegen seiner Form ein Kandidat für Bundestrainer Jogi Löw sein sollte. „Wir haben Europa als Ziel ausgerufen und gehofft, dass ein, zwei Mannschaften oben schwächeln. Jetzt haben wir erst mal Schalke auf Distanz geschossen.“ Eigentlich müsste Eggestein sagen: „Ich.“

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