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Politik - 15.11.2018

Weniger Zeit im Wartezimmer: Teledoktoren machen es möglich

Deutsche gehen häufiger zum Arzt als andere Europäer. Dabei haben Patienten immer mehr Möglichkeiten, sich zu informieren – sei es per Telefon, Mail oder im Chat.

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MAINZ – Krank im Wartezimmer sitzen – jeder kennt es, keiner mag es. Muss auch nicht sein: Längst gibt es ergänzende Angebote, über die sich Patienten von zu Hause aus informieren können. Doch bislang nutzen sie diese Möglichkeiten kaum.

Zehnmal ist der durchschnittliche Deutsche im Jahr 2016 zum Arzt gegangen, zweimal mehr als etwa noch 2007. Damit liegt er in Europa in der Spitzengruppe: Nur Ungarn und Slowaken sitzen mit elfmal noch öfter in der Praxis. Ganz anders sieht die Situation unter Skandinaviern aus: Sie gehen viermal oder seltener zum Arzt. Diese Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass Deutschland eigentlich ein Paradies für Telemedizin sein könnte. Hierbei beraten Teledoktoren ihre Patienten per Telefon, Mail, im Chat oder im Expertenforum.

Kein Ersatz für ärztliche Behandlung

Die Barmer bietet dies zum Beispiel an. Die Kasse hat den Teledoktor nach eigenen Angaben schon im Jahr 2000 eingeführt. Mittlerweile suchen bundesweit 100 000 Anrufer jährlich Rat – sei es zur Ernährungsberatung, Vorsorge oder Ersteinschätzung bei gesundheitlichen Problemen. Die Barmer lässt ihren Service von der Gesellschaft Almeda aus München betreuen, die auf telemedizinische Gesundheitsservices spezialisiert ist.

„Die Experten des Teledoktors unterstützen dabei, gesund zu werden und zu bleiben“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz. „Das ersetzt aber nicht die Behandlung durch einen Arzt.“ Der Teledoktor könne zwar Informationen zu medizinischen Fragen geben, aber weder eine Therapie empfehlen, noch eine Diagnose stellen.

Dementsprechend liegen die Chancen der Telemedizin vor allem in der Prävention: „Die Experten des Teledoktors unterstützen dabei, gesund zu werden und zu bleiben“, sagt Kleis. Bei Notfällen dagegen sollten sich Betroffene an ihren Arzt oder den Rettungsdienst wenden.

Wie andere Ärzte unterliegt auch ein Teledoktor der Schweigepflicht. Im Gegensatz zu seinen Kollegen vor Ort hat er jedoch nie Feierabend, zumindest nicht aus Sicht des Versicherten: Per Telefon ist immer ein digitaler Experte erreichbar. Eine Online-Sprechstunde per Chat ist bei der Barmer indes Montag bis Samstag von 7 bis 21 Uhr möglich. Über die Teledoktor-App ist es zudem möglich, Anhänge und Bilder zu übermitteln, zum Beispiel medizinische Unterlagen. So können Patienten beispielsweise ihre Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bequem an die Krankenkasse übermitteln.

Vorsorge gegen deutschen Patientenansturm

Im Jahr 2014 gaben nach Angaben des Statistischen Bundesamts nur 46,9 Prozent der Deutschen an, in dem Jahr nicht beim Arzt gewesen zu sein. Kein anderes europäisches Land hat einen so niedrigen Wert. Der europaweite Durchschnitt liegt bei 58,1 Prozent.

Wie also könnte das hohe Fallaufkommen reduziert werden? „Wichtig ist, dass alle Gesundheitspartner im Land, vor allem Landesregierung, Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen, weiter intensiv Aufklärung im Bereich der Gesundheitsvorsorge leisten“, sagt Kleis. „Wer gar nicht erst krank wird, muss auch nicht zum Arzt. Wer krank wird, braucht die bestmögliche medizinische Versorgung.“ Und diese finden die meisten Patienten auch in naher Zukunft bei einem Arztbesuch vor Ort – inklusive Aufenthalt im Wartezimmer.

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