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Politik - 08.02.2019

Thailand: Prinzessin will Premierministerin werden

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Bangkok (dpa) – In Thailand hat die Politik wenige Wochen vor der geplanten Parlamentswahl eine völlig überraschende Wendung genommen. Die älteste Schwester des Königs, Prinzessin Ubolratana, kündigte am Freitag ihre Kandidatur für das Amt der Premierministerin an.

Das gab es in der langen Geschichte des südostasiatischen Königreichs noch nie. Die 67-Jährige ist im Volk sehr populär. Mit ihrer Bewerbung stellt sich die Prinzessin gegen Thailands Generäle, die seit einem Militärputsch 2014 an der Macht sind. Getragen wird die Kandidatur von einer Partei, die aus dem Umfeld der damals gestürzten Regierungschefin Yingluck Shinawatra kommt. Thailändische Medien sprachen von einer «Sensation».

Am Abend (Ortszeit) ging ihr Bruder, König Maha Vajiralongkorn, jedoch klar auf Distanz zu seiner Schwester. In einer Erklärung, die im Fernsehen verlesen wurde, bezeichnete der 66-Jährige die Bewerbung als «unangemessen». Sie stehe auch im Widerspruch zur Verfassung. Das Königshaus stehe «über der Politik».

Wenn es trotzdem bei der Kandidatur bleibt, ist die Prinzessin direkte Konkurrentin des amtierenden Regierungschefs Prayut Chan-o-Cha (64). Der Putsch-General hatte einst versprochen, sich nach getaner Arbeit aus der Politik zurückzuziehen. Am Freitag gab er – wie erwartet – jedoch bekannt, dass er Premierminister bleiben will.

Die Wahl zum neuen Parlament ist nach wiederholter Verschiebung nun am 24. März geplant. Für das 68-Millionen-Einwohner-Land wäre dies ein wichtiger Schritt wieder in Richtung Demokratie. Verlässliche Umfragen gibt es bislang nicht. Weltweit wäre es ein Novum, wenn die Schwester eines Königs demokratisch gewählte Regierungschefin würde.

Thailand wird seit 1782 von der Chakri-Dynastie beherrscht. Seit 1932 ist das Land eine konstitutionelle Monarchie. Das Königshaus hat nicht nur wegen seines enormen Reichtums weiter großen Einfluss. Der alte König Bhumibol wurde bis zu seinem Tod 2016 – nach sieben Jahrzehnten auf dem Thron – gottesähnlich verehrt.

Heute steht der älteste Sohn, Maha Vajiralongkorn, an der Spitze der Monarchie. Offiziell gekrönt ist der König, der sich häufig in Deutschland aufhält, allerdings noch nicht. Dies soll Anfang Mai geschehen – sechs Wochen nach der Wahl.

Über eine Kandidatur der Prinzessin war seit Tagen spekuliert worden. Viele glaubten nicht daran. Schließlich bestätigte die Partei Thai Raksa Chart – gegründet von Anhängern der Shinawatras – die Gerüchte. Die Prinzessin selbst schrieb auf Instagram: «Wir werden zusammen vorangehen. Danke für Eure Liebe und Unterstützung.»

Die «Königliche Hoheit» – mit vollem Namen Thunkramom Ying Ubolratana Rajakanya Sirivadhana Barnavadi – hat enge Kontakte zu den Shinawatras, die Thailands Politik seit langem mitbestimmen. Familienoberhaupt Thaksin Shinawatra wurde 2006 als Premierminister vom Militär gestürzt. Acht Jahre später ereilte seine Schwester Yingluck das gleiche Schicksal. Beide leben inzwischen im Ausland.

Die Kandidatur der Prinzessin macht die Dinge für die Militärs nun viel komplizierter. Thailands Königshaus ist durch ein sehr strenges Gesetz praktisch gegen jede Kritik geschützt. Prayut versicherte der Königsfamilie immer wieder seine Loyalität. Schon vor der Erklärung des Königs wurden aber auch Zweifel laut, ob die Prinzessin überhaupt kandidieren darf. Darüber entscheidet ein staatlicher Wahlausschuss.

Ubolratana wurde 1951 in der Schweiz geboren. Sie hat einen Abschluss der amerikanischen Elite-Uni MIT. Wegen ihrer Hochzeit mit einem bürgerlichen US-Amerikaner 1972 verlor sie viele Privilegien. Ein Vierteljahrhundert lang lebte sie unter bürgerlichem Namen in den USA. Nach der Scheidung kehrte sie nach Bangkok zurück. Sie spielte auch schon in mehreren Filmen mit und nahm Platten auf.

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