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Politik - 15.01.2019

Polizei nutzt 3D-Fahndung

Neue entwickelte Ermittlungsmethoden des Landeskriminalamts in Rheinland-Pfalz helfen bei der Verbrecherjagd. Dokumentenprüfgeräte zeigen schon Erfolge.

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MAINZ – Wo stand die Zeugin während der Tat? Was hat sie gesehen und was nicht? Fragen, die bei der Verbrechensbekämpfung häufig schwer zu beantworten sind. Das Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz nutzt daher die Vorteile der Digitalisierung, um sich die Arbeit zu erleichtern.

Die Visualisierung durch eine dreidimensionale Rekonstruktion von Tatort und den dort anwesenden Personen hilft den Ermittlern dabei. Aus einem zweidimensionalen Phantombild des Täters wird so ein 3D-Objekt – ein Avatar. Also eine grafische Darstellung einer realen Person. Damit ist das Phantombild nicht mehr nur ein Bild, sondern Täter, Opfer und Zeuge können als virtuelle Figuren in dem 3D-Model in einem rekonstruierten Raum platziert werden. „Ein Feld, das den Ermittlern noch gefehlt hat“, sagt Uwe Kinn, Phantombildzeichner beim LKA und Entwickler der sogenannten Geminus-Software. Die Animationen würden durch Grundlagen von Zeugenangaben grafisch dargestellt. Durch das 3D-Modell entstehe etwas, was für die Analyse sehr wichtig ist: eine Zeitlinie, sagt Kinn.

Sichtweise des Zeugen einnehmen

Auch vor Gericht helfe die patentierte Software dabei Missverständnisse zu vermeiden. Ein großer Vorteil: „Jede Perspektive kann simuliert werden“, sagt Kinn. Richter und Staatsanwälte könnten dadurch mit Virtual-Reality-Brillen (VR), die eine dreidimensionale Umgebung simulieren, die Sichtweise und Wahrnehmung der Zeugen besser verstehen. Der virtuell rekonstruierte Raum entspreche durch Laser-Messung dem Tatort. So könne er jeder Zeit wieder begangen werden, und Zeugen hätten die Möglichkeit das Gesehene nochmals zu rekapitulieren. Sei die Beobachtung von oben, außen, aus dem gegenüberliegenden Haus oder durchs Fenster gemacht worden.

In Zukunft sollen Kriminalfälle auch durch VR und Augmented Reality (AR), die eine erweiterte Realität bietet, schneller gelöst werden. Im vergangenen Jahr habe das LKA etwa ein Dutzend Fälle durch die moderne Technik aufklären können. Nicht nur in Rheinland-Pfalz, es kämen auch mehrere Anfragen aus dem Ausland und anderen Bundesländern, sagt Kinn. Die Erstellung eines 3D-Modells inklusive Avataren dauere einige Wochen. „Wenn es mal für ein Detail schnell gehen muss, schaffen wir das auch in einer Woche“, sagt Kinn. Eine weitere Neuerung für die Polizei in Rheinland-Pfalz ist der vermehrte Einsatz von Dokumentenprüfgeräten. Ein Gerät, das den Beamten bei der Identifizierung von Personen helfen soll. In einem etwa einjährigen Pilotprojekt wurde die Technik so weiterentwickelt, dass es nun 45 Geräte an Polizeistellen gibt. Ziel sei, dass alle Polizeistellen, auch die Bereitschafts- und Wasserschutzpolizei Geräte bekommen, sagt Johannes Kunz, LKA-Präsident.

Durch den Einsatz der elektronischen Dokumentenprüfgeräte hätten die Beamten im vergangenen Jahr 50 Prozent mehr gefälschte Dokumente festgestellt. 2017 wurden 1079 – im Jahr 2018, durch den vermehrten Einsatz der Prüfgeräte, 1652 gefälschte Dokumente, also Ausweispapiere und Urkunden, sichergestellt.

Am Personalausweis von Innenminister Roger Lewentz wurde das Dokumentenprüfgerät vorgeführt. Die Prüfung dauert nur etwa zehn Sekunden. Das Hilfsmittel eigne sich auch für den Streifenwagen und könne für Kontrollen gut genutzt werden.

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