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Politik - 14.06.2019

Pilotprojekt zu Telemedizin in Rheinland-Pfalz geplant

MAINZ. Der Doktor ist da und doch nicht dabei: Künftig könnte es Hausbesuche von Patienten auch mit digitaler Hilfe geben. In Rheinland-Pfalz ist ein Pilotprojekt geplant.

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MAINZ – Wenig Streit, eine konstruktive Debatte: Im rheinland-pfälzischen Landtag ist ein geplantes Pilot-Projekt zum Tele-Doktor auf Zuspruch gestoßen, querbeet über alle Parteien. Folgendes ist geplant: Möglichst noch in diesem Jahr sollen in vier ausgewählten Regionen des Bundeslandes – der Raum Alzey gehört neben Vulkaneifel, Westerwald und Pfälzerwald dazu – medizinische Assistenzkräfte zu den Leuten nach Hause kommen. Diese sind dann nicht nur mit dem Stethoskop ausgerüstet, sondern mit neuester digitaler Technik. Sie können Herztöne abhören, Blutdruck und -zucker messen, um ein paar Beispiele zu nennen. Sie sind dabei mit der Arztpraxis verbunden.

Der Arzt oder die Ärztin sichtet die Daten des Patienten – den er natürlich zuvor schon einmal persönlich kennengelernt hat –, und gibt Anweisungen an den Assistenten. Er kann zum Beispiel ein Rezept ausstellen. Das kann zum Beispiel auch bedeuten, dass der Patient in ein Krankenhaus überwiesen wird. Digital heißt dabei nicht anonym: Denn womöglich tritt der Doktor mit den Patienten auch direkt in Kontakt. Etwa über einen Bildschirm oder per Chat, was die Textvariante ist.

Schöne Neue Welt könnte man sagen. Zumindest überschlagen sich Regierung und die sie tragenden Fraktionen in Lob für das Pilotprojekt. Dabei ist es ja eher aus der Not geboren – dem ländlichen Raum gehen seit Jahren die Ärzte aus, der Medizinernachwuchs geht lieber in die Städte. Das heißt nicht, dass es nicht auch Vorteile einer derartigen Telemedizin gäbe, die ja noch weit von der flächendeckenden Umsetzung entfernt ist. So werden die Arztpraxen entlastet und lange, quälende Anfahrtswege zu den Praxen verhindert. Man muss sich nicht in ein Wartezimmer schleppen, in dem man sich dann noch zusätzlich ansteckt.

Das Berufsbild der Assistenzkräfte wird aufgewertet. Auch die eine oder andere Notaufnahme in den Krankenhäusern könnte entlastet werden, weil dort immer mehr Patienten aufschlagen, die keinen akuten Notfall haben. Frage an Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD): Werden es die Patienten akzeptieren, wenn sie keinen persönlichen Termin beim Arzt haben? Letztlich seien Patienten dort, wo ähnliche Modelle schon ausprobiert wurden, froh, dass jemand zu ihnen nach Hause komme, erklärt die Ministerin. „Die Leute akzeptieren es, wenn sie merken, dass es Ihnen als Patient nützt.“

Das Land steckt Geld in das Projekt, das 24 Monate dauern soll. Insgesamt fließt mehr als eine halbe Million Euro in Telemedizin (die nicht nur den Tele-Arzt umfasst). Es wird Schulungen geben. Damit die Assistenzärzte mobil sind, will das Land die Praxen beim Leasen eines E-Autos unterstützen. Pro Region werden fünf bis zehn Praxen gesucht, das heißt insgesamt werden es maximal 40 Arztpraxen sein. Nach den Sommerferien wird es Info-Veranstaltungen geben. Dann will man an die Umsetzung gehen. Wichtig aus Sicht des Landes ist es, dass alle relevanten Kräfte mit im Boot sind: Verbände und Kammern, kassenärztliche Vereinigung, alle in Rheinland-Pfalz vertretenen Krankenkassen und Patientenorganisationen. „Kein Patient in einer Modellregion ist ausgeschlossen“, betont denn auch Kathrin Anklam-Trapp, SPD-Landtagsabgeordnete. Steven Wink (FDP) befindet: „Wir bringen modernste Technik in die Fläche.“ Die Grünen-Abgeordnete Katharina Binz setzt darauf, dass das Projekt auch auf andere Landkreise ausgeweitet wird. Wichtig sei, dass der Datenschutz gewährleistet sei.

Auch die Opposition befürwortet das Projekt, betont aber, dass es dazu einer guten Breitbandversorgung bedürfe. „Sonst funktioniert das nicht“, sagt Peter Enders (CDU). Sylvia Groß (AfD) fordert den Mobilfunkstandard 4G flächendeckend für Rheinland-Pfalz.

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