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Politik - 12.01.2019

Organspenden in Rheinland-Pfalz rückläufig

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Frankfurt/Mainz (dpa/lrs) – Entgegen dem Bundestrend ist die Zahl der Organspenden in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr gesunken. 115 Organe – also 22 weniger als im Jahr zuvor – wurden für eine Transplantation gespendet, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Freitag in Frankfurt mitteilte. Das Gesundheitsministerium will weiter aufklären, außerdem soll eine im Dezember verabschiedete Gesetzesnovelle die Stellung von Transplantationsbeauftragten in Krankenhäusern verbessern.

Auch die Zahl der Organspender ging in Rheinland-Pfalz – ebenfalls anders als im Bund – binnen Jahresfrist zurück, jedoch nur um 1 auf 37. Mit rechnerisch rund 9,1 Organspendern pro einer Million Einwohner liegt Rheinland-Pfalz damit unter dem Bundesdurchschnitt von 11,5. Nur in Bremen und Niedersachsen gab es weniger Spender pro Einwohner.

In Deutschland spendeten insgesamt 955 Menschen ein Organ, 158 mehr als 2017. Es wurden 3113 Organe zur Verfügung gestellt, 519 mehr als vor Jahresfrist.

«Die aktuellen Organspenderzahlen zeigen uns, dass die Aufklärungsarbeit nach wie vor sehr wichtig ist», sagte die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Die leiste man gemeinsam mit der Initiative Organspende Rheinland-Pfalz.

Ein wichtiger Schritt sei eine im Dezember verabschiedete Gesetzesnovelle gewesen. Mit den Stimmen der Ampel-Koalition und der oppositionellen CDU hatte der Landtag in Mainz beschlossen, dass nur qualifizierte Ärzte Transplantationsbeauftragte in Krankenhäusern werden können. Sie organisieren nach entsprechenden Schulungen in ihren jeweiligen Häusern die Entnahme von Organen und betreuen Angehörige. Die Novelle setzt auch Mindeststandards für die Freistellung dieser Beauftragten fest, um sie in ihrer Arbeit zu unterstützen. Der Landtag plant am 27. März eine sogenannte Orientierungsdebatte zum Thema Organspende.

Der Präsident der rheinland-pfälzischen Landesärztekammer, Günther Matheis, forderte die Kliniken auf, die Freistellung der Transplantationsbeauftragten ernstzunehmen. Kliniken, die der neuen Regelung nicht nachkommen, sollten auch mit Sanktionen rechnen müssen. «Stellung, Qualifikation und Wertschätzung der Transplantationsbeauftragten in den Krankenhäusern muss erhöht werden», sagte er. Dass die Zahl der Organspenden seit Jahren zurückgeht, stimme sehr bedenklich.

In Rheinland-Pfalz gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums mit der Uniklinik Mainz und dem Westpfalzklinikum Kaiserslautern zwei Transplantationszentren. Insgesamt seien zudem 80 Entnahmekrankenhäuser mit 108 Transplantationsbeauftragten ernannt.

Die leisteten in den Kliniken wichtige Arbeit, sagte Professor Christian Werner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie der Mainzer Unimedizin. Sie würden etwa in Gesprächsführung geschult, um bei dem sensiblen Thema mit Angehörigen umgehen zu können. «Es ist nicht leicht, jemanden zu sagen, dass sein Kind stirbt.»

Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgebrachte Widerspruchslösung bei der Organspende sieht Werner positiv. «Das wäre durchaus einen Versuch wert.» Nichtsdestotrotz scheuten viele Menschen das Thema Tod. «Es gibt einen diffusen Widerwillen, sich mit dem unbequemen Thema des Ablebens der eigenen Person zu beschäftigen.»

Viele Menschen glaubten, für eine Organspende nicht geeignet zu sein, zum Beispiel weil sie Medikamente nehmen müssten, sagte Werner. Älteren Menschen müsse erklärt werden, dass auch sie noch als Spender in Frage kommen, junge Leute müssten frühzeitig über das Thema informiert werden. Grundsätzlich müsse vermittelt werden, dass eine Organspende, wenn schon ein Mensch sterben müsse, auch ein Weg zurück ins Leben sein könne – eben für einen anderen Menschen.

Warum es an Spenderorganen mangelt, habe mehrere Gründe. «Wir haben weniger Krankheitszustände, die zu einem Hirntod führen», sagte Werner. Es gebe beispielsweise aufgrund von Gurt- und Helmpflicht sowie einer besseren Arbeitssicherheit weniger schädel- und hirnverletzte Menschen als in früheren Jahren, die wiederum als Spender in Frage kommen. Zudem hätten sich Therapieziele verändert. Mittlerweile werde in einem eher palliativen Ansatz eine Behandlung auf Wunsch eines Patienten öfter begrenzt. Dieser sterbe dann und komme nicht in den Zustand des Hirntods.

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