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Politik - 10.01.2019

Naturschutz nicht mit letzter Konsequenz

In Hessen gibt es zwar 763 Naturschutzgebiete. Doch auch dort wird Landwirtschaft betrieben. Erlaubt ist manchmal sogar der Einsatz von Pestizide, Insektiziden und Fungiziden.

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WIESBADEN – CDU und Grüne haben sich in ihrem Koalitionsvertrag auf eine umfassende Stärkung des Naturschutzes verständigt. Der Nationalpark Kellerwald-Edersee soll um die Nordhänge des Edersees erweitert, Bäche von der Quelle bis zur Mündung renaturiert werden. Tatsächlich sind solche Schritte notwendig. Zwar sind in Hessen derzeit 763 Naturschutzgebiete ausgewiesen. Sie haben eine Gesamtfläche von 36 000 Hektar. Doch was sich nach viel anhört, ist vergleichsweise wenig.

Landwirtschaft auch in Naturschutzgebieten

Denn die Naturschutzgebiete nehmen insgesamt nur 1,7 Prozent der Landesfläche ein. Und nicht immer wird dort Naturschutz mit letzter Konsequenz betrieben, wie eine Nachfrage der Linken im Landtag ergeben hat. Denn auch in Naturschutzgebieten wird Landwirtschaft betrieben. Und die Linken wollten wissen, auf wie viel Prozent dieser landwirtschaftlich genutzten Flächen Pestizide und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. In der Regel gilt in Naturschutzgebieten ein Verbot, Biozide und Pflanzenschutzmittel einzusetzen, so jetzt die Antwort des Umweltministeriums. Es bestehe jedoch die Möglichkeit, dass über Ausnahmegenehmigungen und Befreiungen für einzelne Ackerflächen in den Naturschutzgebieten die weitere „ordnungsgemäße landwirtschaftliche Nutzung“ zugelassen sei.

Darüber hinaus dürfen in immerhin sieben der 173 mittelhessischen Naturschutzgebieten Pflanzenschutzmittel auch ohne Ausnahmegenehmigung eingesetzt werden. Möglich sei das auf insgesamt rund 50 Hektar, so das Ministerium. Stichproben in süd- und nordhessischen Naturschutzgebieten hätten gezeigt, „dass die Situation hier vergleichbar ist“.

Das Ministerium selbst vertritt die Auffassung, dass Herbizide, Insektizide und Fungizide eine der primären Ursachen für den Rückgang der biologischen Vielfalt sind. Insekten seien besonders betroffen. Pflanzenschutzmittel wirkten sich auch auf die Nahrungskette aus: „Für Brutvögel kommt es in der Agrarlandschaft zu einer Abnahme der Nahrungsressourcen und der Qualität der Offenlandlebensräume“.

In Hessens Naturschutzgebieten werden fast vier Prozent ackerbaulich genutzt, gut 33 Prozent der Flächen sind Grünland, 48 Prozent sind Wald.

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