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Politik - 03.07.2019

Krebsregister Rheinland-Pfalz liegt im Ländervergleich vorne

Beim Aufbau eines klinischen Krebsregisters liegt Rheinland-Pfalz im Ländervergleich vorne. Von den Ärzten müssten allerdings noch deutlich mehr Meldungen eingehen.

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MAINZ – Zirka 23 000 Menschen erhalten in Rheinland-Pfalz pro Jahr die Diagnose Krebs. Etwa 500 000 Neuerkrankungen sind es im Jahr deutschlandweit. Um noch besser als bisher überprüfen zu können, wie die verschiedenen Krebsarten verlaufen – und welche Therapien besonders erfolgversprechend sind, werden in den Krebsregistern der Länder aktuell tausende von Daten von Patienten gesammelt, ausgewertet und geordnet. Eine Herkulesarbeit, die in Rheinland-Pfalz mittlerweile sehr gut läuft, aber in den anderen Ländern ganz unterschiedlich gemeistert wird.

„Das Krebsregister Rheinland-Pfalz hat als erstes Krebsregister bundesweit seine Auf- und Umbauphase hin zum klinischen Krebsregister abgeschlossen“, freut sich die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Insgesamt 43 Kriterien hatte der GKV-Spitzenverband aufgestellt, als Bedingung dafür, dass die Krebsregister durch die Krankenkassen dauerhaft gefördert werden. Rheinland-Pfalz hat mittlerweile alle 43 Kriterien erfüllt. Viele andere Länder hinken da hinterher – auch Hessen beispielsweise.

Während viele Register also mitten in der Umbauphase stecken, können die Rheinland-Pfälzer bereits erste Informationen an Ärzte zurückspielen: „Die Daten müssen auf die Straße“, ist Dr. Sylke Zeißig, die Ärztliche Leiterin des Krebsregisters, überzeugt. „Wenn man schon so viele heikle und sensible Daten hat, sollten sie nicht nur im Hochsicherheitstrakt auf dem Server liegen, sondern den Menschen auch nützen“, sagt sie.

Insgesamt 1,2 Millionen Datensätze für 900 000 Patienten liegen gut geschützt in den Datenbanken. Bereits jetzt können Ärzte auf Nachfrage erfahren, wie der Krankheitsverlauf bei einem einzelnen Patienten weiterging. Die Daten des Krebsregisters können so perspektivisch dem Arzt bei der Therapieentscheidung helfen. „Es soll in ein bis zwei Jahren möglich sein, dass er sieht, ob Therapie A oder B erfolgreicher war“, erläutert Dr. Sylke Zeißig den Wert des Datenschatzes.

500 bis 600 Meldungen gehen pro Tag beim Krebsregister Rheinland-Pfalz ein. „Diese Zahl ist aber noch auf keinen Fall ausreichend“, sind sich die Geschäftsführerin des Krebsregisters Rheinland-Pfalz, Antje Swietlik, und die Ärztliche Leiterin, Dr. Sylke Zeißig, einig. „Die Diagnosen haben wir“, führen sie fort, „wichtig ist aber, alle Behandlungsdaten zu erfassen“. Also welche Medikamente verschrieben wurden oder ob es Unverträglichkeiten gab – „da fehlt uns noch einiges, vor allem aus dem ambulanten Bereich und aus der Fläche“, sagt Swietlik. Besonders vorbildlich würden derzeit hingegen bereits das Katholische Klinikum Mainz (KKM), das Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz und das Klinikum Ludwigshafen melden. Leider klappe es aber noch nicht überall so gut.

Für ihre Meldungen erhalten Ärzte Geld

„Seit dem 1.1.2016 ist Krebs eine meldepflichtige Erkrankung“, steht daher in roten Buchstaben auf den Flyern, die das Krebsregister an die 5 100 Ärzte im Land verschickt hat, die onkologisch tätig sind. Vier Wochen haben die Ärzte jeweils Zeit, die entsprechenden Untersuchungsdaten an das Register zu übermitteln. Schließlich sollen die Datensätze künftig schon während einer Therapie als Entscheidungshilfe abgerufen werden können.

Zudem bekommen die Ärzte ihre Meldungen vergütet. Etwa 18 Euro sind es für die Meldung der Krebsdiagnose, acht Euro für eine Nachsorgemeldung. Größere onkologisch tätige Gemeinschaftspraxen oder Kliniken können sich von diesen Summen einen Mitarbeiter leisten, der die Dokumentation übernimmt. Gerade für Brustzentren oder Darmzentren laufen viele Meldungen zudem bereits automatisiert. „2,4 Millionen Euro Meldevergütung sind in den vergangenen drei Jahren ausgezahlt worden“, verdeutlicht Antje Swietlik die Dimension.

Die Mitarbeiter des Krebsregisters helfen den 1 200 aktiven Meldern bei Fragen rund um die Eingabe von Daten. Wichtig ist es ihnen, die Ärzte von der Bedeutung des Registers zu überzeugen. Trotzdem stellt das Führungsduo des Krebsregisters klar: „Nicht zu melden ist eine Ordnungswidrigkeit.“

Schließlich hat die Erfassung der Daten auch für den Patienten Vorteile: „Er bekommt eine Zusammenfassung der Behandlung und das auf einem geprüften wissenschaftlichen Niveau“, sagt Zeißig. Diese Zusammenfassung sei äußerst hilfreich, etwa wenn der Patient umziehen müsste, er eine Zweitmeinung brauche oder einen Rückfall habe. Darüber hinaus könne der Patient auch für Studien kontaktiert werden und seine Behandlung werde perspektivisch immer besser – etwa bei seltenen Erkrankungen, bei denen in Zukunft deutschlandweit Daten verglichen werden können.

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