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Politik - 15.06.2019

Keine Furcht vor nassen Füßen

(tst). Der Kisselbach murmelt, die Erde ist feucht, aber die Sonne blinkt durch das Laub von Buchen und Erlen. Eigentlich ist der Wald oberhalb des Klosters Eberbach im Rheingau also ein schöner …

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KLOSTER EBERBACH – (tst). Der Kisselbach murmelt, die Erde ist feucht, aber die Sonne blinkt durch das Laub von Buchen und Erlen. Eigentlich ist der Wald oberhalb des Klosters Eberbach im Rheingau also ein schöner Fleck, vor allem, wenn man ihn gegen seinen Arbeitsplatz eintauscht. Aber auf gut 20 Auszubildende aus dem Projekt ZeiLe der VRM lauert eine herbe Überraschung.

„Das ätzt euch die Füße weg“, warnen Volker Schuhmacher und Ralph Ellermann von der auf Teamtrainings unter freiem Himmel spezialisierten Agentur „ausblicken“. Nach einem nur angenommenen Giftunfall haben sie eine Zone am Bach mit rot-weißem Flatterband markiert, die keiner betreten darf. In der Mitte liegen ein GPS-Gerät und eine Postkarte, die mit kreativen Methoden geborgen werden sollen.

Diese Aufgabe ist nicht die einzige am Abschlusstag von „ZeiLe – Zeitung lesen macht Azubis fit“. Zuvor haben 265 junge Leute aus 36 Betrieben in Hessen und Rheinland-Pfalz ein Jahr lang die Tageszeitung zugestellt bekommen, sich Wissenstests gestellt und Seminartage zu Körpersprache oder Persönlichkeitsentwicklung genutzt, erklären die Projektmangerinnen Sarah Spira und Andrea Preuhsler-Sabelleck.

Im Wald ist nun Kommunikation gefragt. „Wir haben zumindest eine Grundidee“, meint Jan Dörr, der eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann absolviert bei Appel Insurance in Mainz-Drais. „Es ist cool“, schließt sich Sophie Schönig an, eine angehende Kauffrau für Büromanagement des ZDF. Die Nachbargruppe hatte offenbar einen ähnlichen Gedanken, aber da hat es schon nasse Füße gegeben.

„Wenn jeder sein eigenes Ding macht, kommt man zu nix“, hat Jan Dörr bereits eine Kernbotschaft des Tages erkannt. Auch einen vorangegangenen Seminartag fand er gut: „Das hat insgesamt selbstbewusster gemacht, auch um etwa an Präsentationen ranzugehen.“ Bei den Wissenstests nach der Zeitungslektüre schränkt Sophie Schönig jedoch ein: „Die Antworten konnte man auch anders herausbekommen.“ Mittlerweile werden Seile an Baumstämmen festgeknotet. Helfen Ausbilder allzu eifrig mit, bittet Volker Schuhmacher sie zum „Sabbatical“ zu sich, schließlich soll der Berufsnachwuchs nach Lösungen suchen dürfen. „Das sind Situationen, auf die man nicht alltäglich trifft“, sagt Vince Derstroff, der eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter bei der Stadtverwaltung in Geisenheim macht.

„Vor dem Projekt habe ich wenig Zeitung gelesen“, gibt er zu, dann habe das Angebot die Sicht auf die Welt verändert. Weiterhin hebt er den Gruppenaspekt hervor, der jetzt im Wald zählt. Über zwei Seiltrassen, eine zum Balancieren und eine zum Festhalten, hangelt sich ein Kollege. „Willst du lieber nach vorne fallen oder nach hinten?“, wird ihm zugerufen, doch am Ende ist die Herausforderung bewältigt.

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