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Kultur - 12.12.2018

Wie der Nussknacker weltweit bekannt wurde

Er gehört zu Weihnachten einfach dazu – in Deutschland und in vielen Teilen der Welt. Längst hat der berühmte deutsche Nussknacker vielen anderen traditionellen Holzdekorationen den Rang abgelaufen.

Schon mal vom „Räuchermann“ gehört, der in Deutschland eher liebevoll „Räuchermännchen“ genannt wird? Es handelt sich um eine Holzfigur, in der Räucherkerzen abbrennen; das sieht dann so aus, als ob der kleine Mann raucht. Sie ist eine von vielen traditionellen Weihnachtsdekorationen aus dem Erzgebirge. Die Region ist bekannt für kunstvollen Schnitzereien, zu denen auch Holzengel, Weihnachtspyramiden oder sogenannte Schwibbögen gehören.

Für das Räuchermännchen gibt es kein englisches Wort, denn er wurde nie so berühmt wie sein direkter Cousin: der Nussknacker, seines Zeichens berühmtester internationale Export aus dem Erzgebirge. 

Das Räuchermännchen ist international nicht so bekannt wie der Nussknacker

Friedrich Wilhelm Füchtner, ein Kunsthandwerker aus dem Erzgebirge, erfand 1870 das erste „Serienmodell“ des Nussknackers. Dass die Figur eines Tages zum Star eines internationalen Ballettklassikers werden würde, konnte er nicht ahnen.

Eine deutsch-französisch-russisch-amerikanische Geschichte

International bekannt wurde der Nussknacker durch seine Auftritte in unterschiedlichen Kulturen. Autoren aus verschiedenen Ländern übernahmen gegenseitig Teile ihrer Erzählungen. Internationale Urheberrechtsvereinbarungen gab es damals nicht. Eine erste Version der Geschichte des Nussknackers stammt von E.T.A. Hoffmann aus dem Jahr 1816. Der Titel: „Nussknacker und Mausekönig“. Sie inspirierte Füchtner  über 50 Jahre später zu seiner Figur.

Hoffmanns Märchen wurde 1844 von dem französischen Schriftstellers Alexandre Dumas dem Älteren adaptiert. Die Handlung von „Histoire d’un casse-noisette“ – auf Deutsch schlicht „Der Nussknacker“ – war fast identisch, doch die französische Version war nicht annähernd so düster wie die deutsche Fassung.

Dumas‘ Adaption wiederum diente als Grundlage für die 1892 von Marius Petipa und Lev Ivanov choreographierte russische Ballettaufführung mit Musik von Peter Tschaikowsky. Die erste vollständige Aufführung des Balletts erreichte England im Jahr 1934, Deutschland sogar erst 1960. In den USA wurde das Stück erstmals Weihnachten 1944 von der San Francisco Ballett Company aufgeführt. Es war dort ein solcher Hit, dass es seither jedes Jahr wieder gezeigt wird und mit Hunderten von Produktionen pro Jahr ein fest verankertes Weihnachtsritual für Familien in den USA – und auf der ganzen Welt – ist.

Vom Erzgebirge in die amerikanischen Haushalte

Ähnlich populär wie das Ballett wurde die Nussknacker-Figur. Sie fand ihren Weg in die Häuser der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg: Damals musste die Holzschnitzerei Steinbach, spezialisiert auf Nussknacker, das Erzgebirge verlassen und nach Hannover umziehen. Dort waren viele US-amerikanische Soldaten stationiert, die den hölzernen Kerl direkt ins Herz schlossen und begannen, ihn als typisch deutsches Souvenir aus Deutschland an ihre Familien in der Heimat zu verschenken.

Ein weiterer Grund, das Erzgebirge zu besuchen              

Die berühmten Holzfiguren ziehen bis heute Besucher ins Erzgebirge im Osten Deutschlands. Neben den verschiedenen Werkstätten der Region ist das Nussknackermuseum in Neuhausen – das „erste Nussknackermuseum Europas“ – eine beliebte Station. Dort gibt es die größte Nussknacker-Sammlung der Welt zu bestaunen.

Auf die Frage, warum der Nussknacker schon immer so eng mit Weihnachten verbunden ist, gibt Museumsinhaber Uwe Löschner  eine pragmatische Antwort: „Während der Weihnachtszeit verwendeten arme Menschen Nüsse, um den traditionellen Christstollen und Kekse zu backen. Die Nussknacker wurden genutzt, um diese Nüsse zu knacken.“

Doch die Figur ist mehr als nur ein schönes Werkzeug. Ihre Symbolik wird über Generationen und Länder hinweg verstanden: dank eines Märchens und seiner universellen Botschaft vom Triumph des Guten über das Böse.

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