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Kultur - 15.02.2019

Experimentelle Modefotografie: „Erwin Blumenfeld in Color“

Das Handwerkliche an der Fotografie war ihm zu wenig. Erwin Blumenfeld ließ sich von den Dada-Künstlern inspirieren und entwickelte die Modefotografie zur Kunstform. Das FOAM in Amsterdam zeigt seine Farbfotografien.

  • Die bunte und surreale Fotowelt des Erwin Blumenfeld

    Experimentierfreudig

    Erwin Blumenfelds Werk wurde von Surrealismus und Dadaismus inspiriert. Viele Elemente dieser Stilrichtungen hat er in seiner Fotokunst verarbeitet. Wie bei diesem Porträt (oben), das er durch eine geriffelte Glasscheibe fotografiert hat. Eine Ausstellung im Amsterdamer Fotografiemuseum „FOAM“ zeigt „Blumenfeld in Color“ – die lebhaften Fotos aus seinen New Yorker Jahren in den 1940ern und 50ern.

  • Die bunte und surreale Fotowelt des Erwin Blumenfeld

    Mal eben Kunst in die Mode geschmuggelt

    Der weibliche Körper war für Blumenfeld ein Quell der Inspiration. „Anstatt den Frauenkörper wie eine Schaufensterpuppe zu behandeln, wollte Blumenfeld sein Geheimnis und seinen Charakter hervorheben“, erklärt Kuratorin Kooiman. „Seine Models sollten mehr als nur eine reine Ausstellungsfläche für Produkte sein. Er nannte es ‚Kunst in die Modewelt schmuggeln‘.“Rage for Colors“ (oben) entstand 1958.

  • Die bunte und surreale Fotowelt des Erwin Blumenfeld

    Mit Witz für die Vogue

    Blumenfeld wirkte in Berlin, Amsterdam und Paris – bis er aufgrund seiner jüdischen Wurzeln 1941 in die USA auswanderte. In New York wurde er vom Fleck weg von der Modezeitschrift „Harper’s Bazaar“ engagiert. Später entdeckten ihn auch die „Cosmopolitan“, „Life“ und „Vogue“, für die er dieses witzige Foto schoss.

  • Die bunte und surreale Fotowelt des Erwin Blumenfeld

    Mehr als reine Modefotografie

    Blumenfeld nutzte verschiedene Techniken: doppelte Belichtung, Solarisation, Sandwich-Drucke, Schleier- und Spiegeleffekte. Er war auch einer der ersten Fotografen, die Mode-Filme drehten. So entstanden neben seinen Modefotos (wie „The Same Face“ – das gleiche Gesicht – ebenfalls für die Vogue) auch Beauty-Spots für L’Oreal und Elizabeth Arden.

  • Die bunte und surreale Fotowelt des Erwin Blumenfeld

    Ein gefragter Mann

    Blumenfeld war einer der bestbezahlten Modefotografen seiner Zeit. Stars wie Marlene Dietrich oder Audrey Hepburn gingen bei ihm ein und aus. Seine fantasievollen und originellen Arbeiten waren nicht nur in der Modewelt beliebt. Er konnte die schönsten Momente einfangen – und dabei auch noch extravagante Mode in Szene setzen. Diese Kreativität verließ ihn nie – bis zu seinem Tod 1969.

    Autorin/Autor: Sabrina Cooper (sw)


  • Die bunte und surreale Fotowelt des Erwin Blumenfeld

    Experimentierfreudig

    Erwin Blumenfelds Werk wurde von Surrealismus und Dadaismus inspiriert. Viele Elemente dieser Stilrichtungen hat er in seiner Fotokunst verarbeitet. Wie bei diesem Porträt (oben), das er durch eine geriffelte Glasscheibe fotografiert hat. Eine Ausstellung im Amsterdamer Fotografiemuseum „FOAM“ zeigt „Blumenfeld in Color“ – die lebhaften Fotos aus seinen New Yorker Jahren in den 1940ern und 50ern.

  • Die bunte und surreale Fotowelt des Erwin Blumenfeld

    Mal eben Kunst in die Mode geschmuggelt

    Der weibliche Körper war für Blumenfeld ein Quell der Inspiration. „Anstatt den Frauenkörper wie eine Schaufensterpuppe zu behandeln, wollte Blumenfeld sein Geheimnis und seinen Charakter hervorheben“, erklärt Kuratorin Kooiman. „Seine Models sollten mehr als nur eine reine Ausstellungsfläche für Produkte sein. Er nannte es ‚Kunst in die Modewelt schmuggeln‘.“Rage for Colors“ (oben) entstand 1958.

  • Die bunte und surreale Fotowelt des Erwin Blumenfeld

    Mit Witz für die Vogue

    Blumenfeld wirkte in Berlin, Amsterdam und Paris – bis er aufgrund seiner jüdischen Wurzeln 1941 in die USA auswanderte. In New York wurde er vom Fleck weg von der Modezeitschrift „Harper’s Bazaar“ engagiert. Später entdeckten ihn auch die „Cosmopolitan“, „Life“ und „Vogue“, für die er dieses witzige Foto schoss.

  • Die bunte und surreale Fotowelt des Erwin Blumenfeld

    Mehr als reine Modefotografie

    Blumenfeld nutzte verschiedene Techniken: doppelte Belichtung, Solarisation, Sandwich-Drucke, Schleier- und Spiegeleffekte. Er war auch einer der ersten Fotografen, die Mode-Filme drehten. So entstanden neben seinen Modefotos (wie „The Same Face“ – das gleiche Gesicht – ebenfalls für die Vogue) auch Beauty-Spots für L’Oreal und Elizabeth Arden.

  • Die bunte und surreale Fotowelt des Erwin Blumenfeld

    Ein gefragter Mann

    Blumenfeld war einer der bestbezahlten Modefotografen seiner Zeit. Stars wie Marlene Dietrich oder Audrey Hepburn gingen bei ihm ein und aus. Seine fantasievollen und originellen Arbeiten waren nicht nur in der Modewelt beliebt. Er konnte die schönsten Momente einfangen – und dabei auch noch extravagante Mode in Szene setzen. Diese Kreativität verließ ihn nie – bis zu seinem Tod 1969.

    Autorin/Autor: Sabrina Cooper (sw)


Blumenfeld war ein phantasievoller Visionär. Und er gab offen zu, dass er „Kunst in seine Arbeiten schmuggelte“. Wenn er seine Fotografien anfertigte, hatte er oft Unfug im Kopf.

Die Freundschaften mit den angesagten Dada-Künstlern seiner Zeit hinterließ Spuren in seiner künstlerischen Handschrift als Fotograf: Er experimentierte gern und viel. Auch in seinem Leben.

Frühe Liebe zur Fotografie 

Erwin Blumenfeld wurde am 26. Januar 1897 in Berlin in eine bürgerliche jüdische Familie hineingeboren. Der Vater besaß das Schim- und Spazierstockgeschäft „Jordan & Blumenfeld. Seine erste Kamera bekam der Sohn schon mit zehn, wagemutig experimentierte er mit schrägen Selbstportraits.

Als Erwin 16 Jahre alt war, starb sein Vater. Die Familie war auf einen Schlag bankrott. Ihm blieb nur die Lehre bei einem klassischen Damenschneider. Nebenher traf sich der junge Mann allerdings regelmäßig mit Dadaisten und Schriftstellern im „Cafe des Westens“ und in den Bars der Reichshauptstadt.

1917 wurde Blumenfeld in die deutsche Armee eingezogen. An der Westfront arbeitete er als Krankenwagenfahrer und Buchhalter eines Feld-Bordells und erhielt das Eiserne Kreuz für Tapferkeit. Der Versuch, wenig später zu desertieren, schlug fehl; Blumenfeld wurde verhaftet und eingesperrt.

Experimente in der Dunkelkammer

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges versuchte sich Blumenfeld als Künstler, fertigte Collagen und Zeichnungen an und mischte bei der niederländischen Dada-Bewegung mit. Er war weitgehend Autodidakt, war aber neugierig auf alles Neue und Unbekannte. Mirjam Kooima, Kuratorin der Ausstellung, erzählt im DW-Interview, dass sein „learning by doing“ Anfang der 1920er Jahre in Amsterdam begonnen habe.

1922 eröffnete er in der Kalverstraat, der beliebten Einkaufsmeile der Stadt, ein eigenes Geschäft für Lederwaren, die „Fox Leather Company“. „Hier nahm er auch Portraits seiner Kunden auf und nutzte eine Dunkelkammer im hinteren Teil des Ladens zum Entwickeln der Fotos“, berichtet Kooiman. „Er experimentierte viel mit den Negativen, und das kennzeichnete seine ganze Arbeitsweise.“

Blumenfeld nutzte seine Portrait-Aufträge, um die Grenzen der Fotografie auszuloten. Im Gegensatz zu den lebensnahen Portraits von August Sander („Menschen des 20. Jahrhunderts“) oder den fotojournalistischen Momentaufnahmen eines Henri Cartier-Bresson erkundete er die Ausdrucksmöglichkeiten seiner Fotografien lieber in der Dunkelkammer. „Die endgültigen Bilder zeigen starke Kontraste und eine Belichtung, die sehr dramatische, fast schon teuflische Effekte erzeugt“, so Kooiman.

Bis zur Unkenntlichkeit verfremdet: Modefotografie von Erwin Blumenfeld (1950)

Blumenfeld reizte alle experimentellen fotografischen Techniken wie Doppelbelichtung, Solarisation und chemische Effekte der Oberflächenbehandlung voll aus. „Indem er die Regeln der Technik für sich zurechtbog, konnte er schließlich diese ultimativen Effekte in seinen Bildern erzielen“, so die Kuratorin. Blumenfelds Jahre in Amsterdam waren seine wohl produktivste Zeit – zumindest als Fotograf, denn sein Ledergeschäft ging pleite. 

Neuanfang als Fotograf in Paris

Um nochmal einen Neuanfang zu wagen, zog er 1936 mit seiner Familie in die französische Hauptstadt Paris. In Amsterdam hatte Blumenfeld Lena Citroen geheiratet, die Nichte eines guten Freundes, des Dadaisten Paul Citroen. Die beiden bekamen drei Kinder. In Paris schienen die Blumenfelds eine vielversprechende Zukunft vor sich zu haben, denn das Familienoberhaupt bekam schnell lukrative Aufträge: Er schoss Portraits von berühmten Künstlern wie Henri Matisse, der Tänzerin Josephine Baker oder dem eleganten Modefotografen Cecil Beaton. Beaton war sehr beeindruckt von Blumenfelds experimenteller Foto-Kunst und vermittelte ihn an die französische „Vogue“.

Aber alles brach zusammen, als die Nazis Frankreich besetzten. Erwin Blumenfeld wurde auf Grund seiner jüdischen Herkunft sofort interniert. Zwei Jahre blieb er als Strafgefangener in den Lagern Le Vernet und Catus. 1941 gelang es ihm zu fliehen und mit seiner Familie nach New York zu emigrieren.

„Das wirklich Herausragende an Blumenfelds Biografie ist, dass all diese Schwierigkeiten in seinem Leben seine künstlerische Kreativität in keiner Weise beeinträchtigt oder reduziert haben“, so Kuratorin Kooiman im DW-Interview. Auf der anderen Seite erkläre es auch die dunklere Seite seiner Arbeit. „Er hatte zu viel gesehen und erlebt, um den amerikanischen Glamour als selbstverständlich zu nehmen. Er spielte damit, aber mit Humor – ohne dass es jemals deprimierend wurde.“

Irritierend: Blumenfeld spielte gern mit surrealer Details in seinen Arbeiten

Die New Yorker Jahre

Kurz nach seiner Ankunft in New York begann Erwin Blumenfeld mit neuen Auftragsarbeiten für das amerikanische Modemagazin „Harper´s Bazaar“. Später entwickelte sich auch eine regelmäßige Zusammenarbeit mit der „American Vogue“. Und Blumenfeld brachte Farbe in seine Arbeit; in Europa hatte er zuvor nur schwarz-weiß fotografiert. Bald schon galt er als einer der angesagtesten Fotografen in der internationalen Modewelt, weil er einen ganz speziellen Blick  für die weibliche Formen und das künstlerische Arrangement der Mode hatte.

Die europäischen Dadaisten wie Man Ray oder auch George Grosz, mit dem er sein Leben lang befreundet war, und auch die Surrealisten hatten ihn inspiriert, über den Tellerrand der rein handwerklichen Fotografie hinauszublicken. In seinen Arbeiten spiegelten sich Köpfe und Körper der Models zum Teil mehrfach – eine ganz neuartige Komposition. Auf einem seiner berühmtesten Cover-Fotos der „Vogue“ sieht man nur Augenbrauen, Lippen und ein Muttermal im Gesicht des fotografierten Fotomodells – wie eine künstlerische Grafik.

Avantgardistische Sichtweise

„Blumenfeld war einer der ersten“, erläutert Kuratorin Kooiman, „der erkannte, dass es bei der Modefotografie nicht darum ging, die neueste Mode zu zeigen, sondern ikonische Bilder zu schaffen.“ Prominente und Hollywoodstars wie Marlene Dietrich, Audrey Hepburn und Grace Kelly kamen in sein Studio am Central Park in New York, um sich ablichten zu lassen. In den 1950er Jahren war Blumenfeld einer der höchstbezahlten Fotografen der Welt.

Fast 50 Jahre nach seinem Tod – er starb 1969 in Rom – erzeugen seine künstlerischen Fotografien immer noch Ehrfurcht und Staunen vor seiner avantgardistischen Sichtweise. Die aktuelle Ausstellung „Erwin Blumenfeld in Colour“ ist noch bis zum 14. April 2019 im FOAM in Amsterdam zu sehen.

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