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Kultur - 23.12.2018

Erinnerung an ein Schachgenie: Emanuel Lasker

Es gab Zeiten, da war er fast so bekannt wie Albert Einstein: Emanuel Lasker war Deutschlands einziger Schachweltmeister und verteidigte seinen Titel 27 Jahre lang. 2018 jährt sich sein 150. Geburtstag.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Schach-Profi oder Professor?

    Am 24. Dezember 1868 als Sohn eines jüdischen Kantors im westpommerschen Örtchen Berlinchen (heute Polen) geboren, studierte Emanuel Lasker Mathematik, promovierte und hielt Vorträge an Universitäten in England und den USA. Eine Karriere an der Hochschule schien möglich und wurde von Lasker auch angestrebt. Doch parallel spielt er Schach gegen die besten der Welt und eilt von Sieg zu Sieg.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Weltmeister: Sieg gegen Wilhelm Steinitz

    Im März 1894 war es so weit: Lasker tritt gegen den amtierenden Weltmeister Wilhelm Steinitz an. Der junge Herausforderer aus Deutschland gilt als Favorit und gewinnt mit 12:7. Zwei Jahre später besiegt Lasker den in den USA lebenden Österreicher Steinitz im Rückkampf erneut.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Titelverteidigung 1908

    Siegbert Tarrasch ist um die Jahrhundertwende einer der stärksten Schachspieler der Welt. Der Arzt aus Breslau hat den Spitznamen: „Praeceptor Germaniae“ (Lehrmeister Deutschlands). Seine Bücher über die Schach-Theorie werden noch heute gelesen. Gegen Lasker hat Tarrasch aber im Jahr 1908 keine Chance. Lasker, der inzwischen in Berlin lebt, gewinnt klar mit 8:3.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Schach als Sport

    Zu Laskers Zeiten galt Schach als intellektuelle Passion und weniger als Sport.
    Doch Lasker war seiner Zeit voraus: Er wollte auf dem Schachbrett punkten, egal wie. Mit dieser pragmatischen Grundhaltung machte er sich in der damaligen Schachszene nicht nur Freunde. Der aktuelle Schachweltmeister, der Norweger Magnus Carlsen, geht seine Partien heutzutage ähnlich ergebnisorientiert an.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Der Denksportler als Vordenker

    Auch als Weltmeister verfolgte Lasker weiter seine akademischen und künstlerischen Interessen. Er wechselte von der Mathematik zur Philosophie, aber erreichte nicht die ersehnte Hochschul-Professur. Zusammen mit seinem Bruder, der mit der Dichterin Else Lasker-Schüler verheiratet war, schrieb er sogar ein expressionistisches Theaterstück – das aber schnell in Vergessenheit geriet.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Die Niederlage: Raúl Capablanca ist stärker

    Nach 27 Jahren muss Emanuel Lasker den Weltmeister-Titel abgeben. 1921 verliert er das Match gegen Raúl Capablanca klar mit 9:5. Lasker kann keine einzige Partie gegen den Kubaner gewinnen, der wegen seines perfekten und eleganten Spiels als „Schach-Maschine“ gilt.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Nachfolger aus Norwegen

    Obwohl Deutschland ein Land mit vielen Schachspielern ist, hat es seit Lasker kein Deutscher mehr auf den Schach-Thron geschafft. Der amtierende Champion Magnus Carlsen (Norwegen) wird oft mit Lasker verglichen. Wie sein deutscher Vorgänger gilt Carlsen als großer Kämpfer, der geschickt auch die kleinsten Fehler seiner Gegner ausnutzt.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Weltbürger

    Nach der Niederlage gegen Capablanca blieb Lasker in der Öffentlichkeit präsent, veröffentlichte Artikel und hielt Vorträge, in denen er für Völkerverständigung warb und sich gegen den grassierenden Antisemitismus wandte. Der Deutsche Schachbund erinnerte daher mit einer Ausstellung im Jahr 2018 nicht nur an den Schachspieler, sondern auch an den Wissenschaftler und Gesellschaftskritiker Lasker.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Vergessen im Exil

    Lasker erkannte 1933 schnell, dass ihn der Ruhm als Deutschlands größter Schachspieler nicht vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten bewahren würde. Er flüchtete und starb 1941 in New York. Dort liegt er auf dem jüdischen Friedhof Beth Olom begraben. Im Nachkriegsdeutschland geriet er außerhalb der Schach-Szene schnell in Vergessenheit.

    Autorin/Autor: Holger Hank


  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Schach-Profi oder Professor?

    Am 24. Dezember 1868 als Sohn eines jüdischen Kantors im westpommerschen Örtchen Berlinchen (heute Polen) geboren, studierte Emanuel Lasker Mathematik, promovierte und hielt Vorträge an Universitäten in England und den USA. Eine Karriere an der Hochschule schien möglich und wurde von Lasker auch angestrebt. Doch parallel spielt er Schach gegen die besten der Welt und eilt von Sieg zu Sieg.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Weltmeister: Sieg gegen Wilhelm Steinitz

    Im März 1894 war es so weit: Lasker tritt gegen den amtierenden Weltmeister Wilhelm Steinitz an. Der junge Herausforderer aus Deutschland gilt als Favorit und gewinnt mit 12:7. Zwei Jahre später besiegt Lasker den in den USA lebenden Österreicher Steinitz im Rückkampf erneut.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Titelverteidigung 1908

    Siegbert Tarrasch ist um die Jahrhundertwende einer der stärksten Schachspieler der Welt. Der Arzt aus Breslau hat den Spitznamen: „Praeceptor Germaniae“ (Lehrmeister Deutschlands). Seine Bücher über die Schach-Theorie werden noch heute gelesen. Gegen Lasker hat Tarrasch aber im Jahr 1908 keine Chance. Lasker, der inzwischen in Berlin lebt, gewinnt klar mit 8:3.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Schach als Sport

    Zu Laskers Zeiten galt Schach als intellektuelle Passion und weniger als Sport.
    Doch Lasker war seiner Zeit voraus: Er wollte auf dem Schachbrett punkten, egal wie. Mit dieser pragmatischen Grundhaltung machte er sich in der damaligen Schachszene nicht nur Freunde. Der aktuelle Schachweltmeister, der Norweger Magnus Carlsen, geht seine Partien heutzutage ähnlich ergebnisorientiert an.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Der Denksportler als Vordenker

    Auch als Weltmeister verfolgte Lasker weiter seine akademischen und künstlerischen Interessen. Er wechselte von der Mathematik zur Philosophie, aber erreichte nicht die ersehnte Hochschul-Professur. Zusammen mit seinem Bruder, der mit der Dichterin Else Lasker-Schüler verheiratet war, schrieb er sogar ein expressionistisches Theaterstück – das aber schnell in Vergessenheit geriet.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Die Niederlage: Raúl Capablanca ist stärker

    Nach 27 Jahren muss Emanuel Lasker den Weltmeister-Titel abgeben. 1921 verliert er das Match gegen Raúl Capablanca klar mit 9:5. Lasker kann keine einzige Partie gegen den Kubaner gewinnen, der wegen seines perfekten und eleganten Spiels als „Schach-Maschine“ gilt.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Nachfolger aus Norwegen

    Obwohl Deutschland ein Land mit vielen Schachspielern ist, hat es seit Lasker kein Deutscher mehr auf den Schach-Thron geschafft. Der amtierende Champion Magnus Carlsen (Norwegen) wird oft mit Lasker verglichen. Wie sein deutscher Vorgänger gilt Carlsen als großer Kämpfer, der geschickt auch die kleinsten Fehler seiner Gegner ausnutzt.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Weltbürger

    Nach der Niederlage gegen Capablanca blieb Lasker in der Öffentlichkeit präsent, veröffentlichte Artikel und hielt Vorträge, in denen er für Völkerverständigung warb und sich gegen den grassierenden Antisemitismus wandte. Der Deutsche Schachbund erinnerte daher mit einer Ausstellung im Jahr 2018 nicht nur an den Schachspieler, sondern auch an den Wissenschaftler und Gesellschaftskritiker Lasker.

  • Denksportler und Denker: Emanuel Lasker

    Vergessen im Exil

    Lasker erkannte 1933 schnell, dass ihn der Ruhm als Deutschlands größter Schachspieler nicht vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten bewahren würde. Er flüchtete und starb 1941 in New York. Dort liegt er auf dem jüdischen Friedhof Beth Olom begraben. Im Nachkriegsdeutschland geriet er außerhalb der Schach-Szene schnell in Vergessenheit.

    Autorin/Autor: Holger Hank


„Schach ist vor allem ein Kampf!“, lautete die Devise von Emanuel Lasker, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Schachwelt dominierte. Nachdem er 1894 seinen Vorgänger, den Österreicher Wilhelm Steinitz, besiegt hatte, behielt Lasker 27 Jahre lang den Weltmeister-Titel – das ist bis heute Rekord. Für Lasker, der oft mit einer Zigarre am Brett saß, war das Spiel auf den 64 Feldern ein sportlicher Wettkampf: „Ich kämpfe, solange mein Gegner einen Fehler machen kann“, sagte er einmal. Mit dieser pragmatischen Grundhaltung machte sich Lasker in der damaligen Schachszene nicht nur Freunde – sah man das traditionsreiche Brettspiel doch als intellektuelle Passion an und weniger als Sport.

Lasker war seiner Zeit einfach voraus: Er wollte punkten, egal wie. Der aktuelle Schachweltmeister, der Norweger Magnus Carlsen, geht seine Partien heutzutage ähnlich an. Zu Laskers professioneller Einstellung gehörte auch, dass er für eine angemessene Bezahlung seiner Arbeit am Schachbrett kämpfte. Er dachte dabei nicht nur an höhere Preisgelder, sondern versuchte sogar, ein Urheberrecht an den Zügen einer Schachpartie durchzusetzen – was ihm aber nicht gelang.

Berufswunsch: Hochschulprofessor 

Emanuel Lasker: Nicht nur Schach im Kopf

Bei aller Professionalität in Sachen Schach: Eigentlich hatte Lasker Ende des 19. Jahrhunderts ganz andere Pläne für sein Leben. Am 24. Dezember 1868 als Sohn eines jüdischen Kantors im westpommerschen Örtchen Berlinchen (heute Polen) geboren, war er keineswegs nur aufs Schachspielen fixiert. Sein Bruder Bertold hatte es ihm als Zeitvertreib beigebracht, als er zwölf Jahre alt war.  Allerdings hielt ihn das nach Auffassung seiner Eltern zu sehr von seinen Schulpflichten ab.

Nach dem Gymnasium studierte Emanuel Lasker Mathematik in Berlin, Göttingen und Heidelberg, promovierte und hielt Vorträge an Universitäten in England und den USA. Noch heute befassen sich Mathematik-Studenten mit einem nach ihm benannten Zerlegungssatz für Primzahlen. Eine Wissenschaftskarriere als Professor schien möglich und wurde von Lasker auch angestrebt. Doch dazu kam es zu seinem Bedauern nie. „Nur Leute, die sich einer Sache ganz und gar widmen, bringen darin Großes zuwege“, schrieb er einmal – hielt sich aber selbst nicht an diese Devise.

Schach-Profi als Plan B

1891 unterbrach Lasker sein Studium, um als Berufsschachspieler nach London zu gehen. Doch auch als er durch seine Erfolge auf dem Schachbrett weltbekannt wurde, verfolgte Lasker parallel weiter seine akademischen und künstlerischen Interessen. Von der Mathematik wechselte er zur Philosophie, verfasste mehrere Bücher, erreichte aber auch in dieser Disziplin nicht die gewünschte Hochschul-Professur. Lasker, dem sein Freund Albert Einstein eine „einzigartige Unabhängigkeit der Persönlichkeit“ attestierte, passte mit seinen vielen Begabungen nicht in die deutsche Hochschul-Welt Anfang des 20. Jahrhunderts. Zumal der polyglotte Lasker noch auf weiteren Feldern aktiv war: Zusammen mit seinem Bruder, der zeitweise mit der Dichterin Else Lasker-Schüler verheiratet war, schrieb er ein expressionistisches Theaterstück – das aber schnell in Vergessenheit geriet.

Nachdem Lasker 1921 den WM-Titel an den Kubaner Raúl Capablanca verlor, zog er sich mehr und mehr vom Schachsport zurück. Er blieb aber in der Öffentlichkeit präsent, veröffentlichte Artikel und hielt Vorträge, in denen er sich kritisch zu den politischen Entwicklungen seiner Zeit äußerte und beispielsweise forderte, stärker gegen den um sich greifenden Antisemitismus vorzugehen.

1921 jagte der Kubaner José Raúl Capablanca (links) Emanuel Lasker den WM-Titel ab

Flucht aus Deutschland 

Das Jahr 1933 war auch für Lasker eine Zäsur. Er erkannte schnell, dass ihn der Ruhm als Deutschlands größter Schachspieler nicht vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten bewahren würde. Er verließ Deutschland mit seiner Frau zunächst in Richtung Niederlande, dann in die Sowjetunion. Dort setzte sich Lasker auch noch einmal ans Schachbrett – nicht zuletzt, um als Emigrant im Rentenalter Geld zu verdienen. Sein dritter Platz – ohne eine einzige Niederlage – bei einem hochklassigen Schach-Turnier 1935 in Moskau im Alter von 67 Jahren gilt in Schachkreisen bis heute als höchst bemerkenswerte Leistung.

Doch auch in Moskau waren die Laskers nicht sicher. Als sein Gönner, der sowjetische Justizminister, den stalinistischen Säuberungen zum Opfer fiel, kehrte das Ehepaar nicht von einer USA-Reise zurück und blieb in New York. Dort starb Lasker 1941.

Denker und Denksportler

Kurz vor seinem Tod hatte sich Lasker noch einmal zu Wort gemeldet: 1940 veröffentlichte er in New York eine Schrift mit dem Titel „Community of the Future“, in dem er für Toleranz warb, Vorschläge zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit machte und die Gründung eines jüdischen Staats vorschlug – und zwar in Alaska. Emanuel Lasker hat sich immer als Denksportler und Denker verstanden – und als liberaler Weltbürger. Im Nachkriegsdeutschland geriet Emanuel Lasker außerhalb der Schach-Szene schnell in Vergessenheit. Das bescheidene Grab auf dem jüdischen Friedhof Beth Olom im New Yorker Stadtteil Queens ist heute nur noch mit einiger Mühe aufzufinden.

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