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Kultur - 14.06.2019

Dancefloor in Dschidda

In der saudischen Stadt Dschidda eröffnet dieser Tage eine Diskothek – die erste ihrer Art im gesamten Königreich. Viele zeigen sich in den sozialen Netzwerken empört. Andere freuen sich.

Ganz den religiösen Gebräuchen soll sie entsprechen, die neue Diskothek in Dschidda, der Hafenstadt nahe Mekka am Ufer des Roten Meeres. „Halal-Disko“ nennen die Betreiber den neuen Nachtclub, der dieser Tage eröffnet wird – zur Freude, aber auch zum Ärger vieler im saudischen Königreich.

Mit Blick auf die Vorgaben der Religion hat Saudi-Arabien aufgewühlte Monate hinter sich. Im Sommer letzten Jahres fiel das Fahrverbot für Frauen, die ersten Bürgerinnen machten den Führerschein. Bereits im Vorjahr war es Frauen erstmals erlaubt worden, Fitnessstudios zu nutzen. Und schon seit 2012 hat das Land offizielle Athletinnen, so etwa bei den Olympischen Spielen. Die jüngsten Schritt in Richtung der kulturellen Liberalisierung gehen auf Kronprinz Mohammed bin Salman zurück, den neuen starken Mann des Landes. Während er gegen politische Opponenten in aller Härte vorgeht, treibt er gesellschaftlich die Modernisierung voran. 

Alkohol verboten

So öffnet sich nun der Unterhaltungssektor. Die arabische Nachtclub-Kette „White“, die bereits Lokale in Dubai und Beirut betreibt, eröffnet einen neuen Club in Dschidda. An die religiösen Vorgaben hält sich der Club, indem er keinen Alkohol ausschenkt. In dem Königreich herrscht striktes Alkoholverbot. Der Club entspreche allen von den saudischen Behörden gestellten Anforderungen, erklärte „White“-Pressesprecher Serge Trad gegenüber der BBC.

Die Frauenrechtlerin Aziza al-Yousef, die dazu beitrug, dass Frauen in Saudi-Arabien Auto fahren dürfen

Der Club lockt mit seiner attraktiven Lage direkt am Ufer des Roten Meeres. Das Musikangebot soll vielfältig sein und ganz unterschiedliche Geschmacksrichtungen bedienen. Vor allem aber sollen auch Frauen Zutritt zu dem Nachtclub haben.

Zugleich unterliegt der Club aber auch einigen Einschränkungen. So wird er nicht das ganze Jahr geöffnet haben, sondern nur zu bestimmten Zeiten, so etwa während des jährlichen Sommerfestivals von Dschidda im Juni.

Das Netz: Empörung…

Eine Diskothek in Saudi-Arabien, noch dazu für beide Geschlechter: Die Nachricht rief in den sozialen Medien ganz unterschiedliche Reaktionen hervor: Freude bei den einen, Unmut und Zorn bei den anderen.

Der Twitter-User „Just Sayin“ etwa verwahrt sich gegen die Eröffnung des Nachtclubs.

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Er glaube an die Freiheit des Einzelnen, solange diese anderen Menschen keinen Schaden zufüge, führt „Just Sayin“ aus. Und doch: Er möge das Ausmaß der derzeitigen kulturellen Öffnung nicht. In Saudi-Arabien seien jetzt wieder Konzerte, Theatervorstellungen und andere Arten internationale Veranstaltungen möglich. Aber die Eröffnung einer Diskothek sorge doch für eine Welle von Unmut.

Auch der User Rehab ist nicht glücklich über die Eröffnung des „White“ in Dschidda. 

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Er könne nicht verstehen, warum junge Menschen für so „triviale“ Vergnügen wie Diskotheken Geld ausgäben, schreibt Rehab. Die verantwortlichen Stellen im Staat sollten lieber solche Angebote bereitstellen, die die Menschen tatsächlich verlangten. Welche das sind, erklärt er in dem Tweet nicht.

Andere User hingegen fürchten, die Eröffnung der Diskothek führe zum Niedergang der Religion, ein Umstand, der in einem für viele Gläubige so wichtigem Land wie Saudi-Arabien besonders verheerend sei.

Aus ganz anderen Gründen sieht die in Berlin lebende saudische Menschenrechtlerin Khouloud Barauida die Eröffnung mit Skepsis. Das Land öffne sich schrittweise. Das gebe Anlass zur Hoffnung. Zugleich aber lasse die Eröffnung vergessen, dass andere, wichtigere Entwicklungen unterblieben. So bleibe etwa das Vormundschaftsgesetz, das Frauen juristisch von ihren männlichen Verwandten abhängig mache, weiter in Kraft. „Frauen in Saudi-Arabien leiden weiter. Sie leiden in der Arbeit, sie leiden im Gefängnis, sie leiden unter ihrer Familie“, so Baraida im Gespräch mit der DW.  

… und Zustimmung

Andere begrüßen die Eröffnung der Diskothek. Sie sehen in ihr das Zeichen einer Öffnung. Der Nutzer „mbedev“ macht sich zudem für eine neue Sprache rund um den Nachtclub stark. So sei es unnötig, von einem „islamischen Nachtclub“ oder einer „Halal-Bar“ zu sprechen. Stattdessen, schlägt er vor, solle man einfach von einem „Nachtclub ohne Alkohol“ sprechen. Jeder solle selbst entscheiden, was für ihn religiös erlaubt und was verboten sei.

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Auch der in Dubai lebende saudische Journalist Hani Naqshbandi begrüßt die Eröffnung der Diskothek. Sie lasse hoffen, dass eine weitere Liberalisierung folge. „Vor fünf Jahren war es noch unvorstellbar, dass in Saudi-Arabien ein Nachtclub öffnen würde, noch dazu in Dschidda, also in relativer Nähe zu den beiden heiligen Stätten (Mekka und Medina. Anm. d. Red.).“ Die meisten Bürger des Landes seien konservativ, so Naqshbandi. Deswegen gehe die Entwicklung langsam vonstatten. „Ich sage nicht, dass dieser Nachtclub in sich selbst schon ein Fortschritt ist. Aber er könnte dazu beitragen, dass sich neue Ideen und eine neue Kultur verbreiten.“

Zahlreiche Nutzer äußern derweil in Videos bereits Vorfreude auf das Ereignis. „Lamia“ etwa postet unter dem Stichwort „Disko in Dschidda“:

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Der Nutzer Abu Abdallah sieht die jungen Bürger des  Königreichs für den späteren Disko-Besuch bereits hinreichend trainiert:

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In den kommenden Tagen öffnet die Disko erstmals ihre Pforten.

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