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Kultur - 09.03.2019

Berlin & Beyond-Festival feiert deutsche Filmkunst

Das größte deutschsprachige Filmfest außerhalb Europas startet in San Francisco im schönsten Kino der Stadt – dem „Castro Theatre“. Ausgezeichnet wird der Schauspieler Bjarne Mädel.

Ein Roadtrip im Schneckentempo: Mit „25 km/h“ startet das „Berlin & Beyond“-Filmfestival, das zum 23. Mal vom Goethe-Institut ausgerichtet wird. Die Komödie um zwei ungleiche Brüder, die sich einen Jugendtraum verwirklichen und mit dem Mofa durch Deutschland fahren, feiert in San Francisco internationale Premiere. Hauptdarsteller Bjarne Mädel wird mit dem Spotlight Award ausgezeichnet, den zuvor schon sein Filmpartner Lars Eidinger („25 km” / „Werk ohne Autor” / „Alle anderen”), Tom Schilling („Oh Boy“ / „Werk ohne Autor“) oder Ronald Zehrfeld („Phoenix“) erhalten haben.

Als „Tatortreiniger“ oder trotteliger Dorfpolizist in der TV Kultserie „Mord mit Aussicht“ hat Mädel sich längst in die Herzen der deutschen Zuschauer  gespielt – ob ihm das auch bei den Amerikanern gelingt, wird sich zeigen. Deutscher Humor ist in amerikanischen Kinos  – sieht man vom Oscar-Kandidaten „Toni Erdmann“ einmal ab – wenig populär.  Für Komödien made in Germany finden sich in den USA kaum Verleiher. 

Als trotteliger Polizist Dietmar Schäffer erlangte Bjarne Mädel in Deutschland Kultstatus

Sigrid Savelsberg, Präsidentin des Festivals Berlin & Beyond, hat sich dennoch bewusst für eine Komödie als Eröffnungsfilm entschieden: „Ich möchte weg von dem Vorurteil, dass der deutsche Film wahnsinnig kopflastig ist“, sagt sie. „25 km/h  zeigt zwei sehr verschiedene Brüder. Der eine ist zuhause beim kranken Vater geblieben, der andere hat im Ausland Karriere gemacht. Nach vielen Jahren treffen sie sich anlässlich der Beerdigung des Vaters wieder. Erst mal streiten sie sich, aber schrittweise finden sie zusammen.“  Dieser Film, glaubt Savelsberg, werde den Amerikanern gefallen, schließlich gehe es um ein universelles Thema: „Welche Bedeutung hat die Familie, welche Bedeutung hat die Karriere und was gebe ich dafür auf.“

Werbung für den deutschen Film 

Das Festival versteht sich als Schaufenster des deutschen Films – und der kann ein bisschen Werbung gebrauchen. 2018 schafften es gerade einmal 18 deutsche Titel in die US-amerikanischen Kinos, die Besucherzahl lag bei nur 144.069 (Quelle: German Films). 2017 waren es noch 4.013.794, was zu einem erheblichen Teil  am Erfolg von Fatih Akins NSU-Drama „Aus dem Nichts“ lag. Immerhin erhielt er den Golden Globe für den besten Film.

Fatih Akins Film „Aus dem Nichts“ machte auch in den USA Furore

Das amerikanische Publikum interessiert sich vor allem für Filme, die sich mit deutscher Geschichte auseinandersetzen. So zeigt das “Centerpiece” des Festivals dementsprechend den Spielfilm „Das schweigende Klassenzimmer”,  der auf einer wahren Begebenheit beruht:  Eine DDR Schulklasse solidarisiert sich 1956 mit den Aufständischen in Ungarn und wird dafür bestraft. Regisseur Lars Kraume war bereits 2016 mit dem Politthriller „Der Staat gegen Fritz Bauer“ im englischsprachigen Ausland auf vergleichsweise großes Interesse gestoßen.

Große thematische Bandbreite

„Berlin and Beyond“ hat mittlweile eine treue Fangemeinde gewonnen. Auch in diesem Jahr werden rund 10.000 Besucher erwartet.  Und denen will Sigrid Savelsberg gemeinsam mit dem Festivaldirektor Sophoan Sorn ein möglichst breites Spektrum bieten.

Sigrid Savelsberg vom Goethe-Institut kümmert sich federführend ums Festival

„Unser Festival hat eine sehr große und auch sehr diverse Zielgruppe. Wir suchen Filme aus, die verschiedene Themen abdecken“, sagt sie und verweist zum Beispiel auf die Jugendfilmschiene und Dokumentarfilme. Man nehme auch Filme  mit Queer-Thematik auf: „weil San Francisco natürlich auch für die Queer-Historie steht.“

Jugendfilme – in den USA ein Minenfeld

Neben Emily Atefs Drama „Drei Tage in Quibéron“ über Romy Schneider, Andreas Dresens „Gundermann” oder Veit Helmers „Vom Lokführer, der die Liebe suchte“ gibt es auch eine ganze Reihe Kinder-und Jugendfilme aus Deutschland im Programm. Das Goethe-Institut nutzt die Gelegenheit, um junge Zuschauer einzuladen, die Deutsch lernen – das Publikum der Zukunft sozusagen.

Das sei wegen der strengen Kinderschutzbestimmungen gar nicht so einfach; so Savelsberg. “Bei uns hat ein Jugendfilm immer etwas zu tun mit Themen, die auch Jugendliche interessant finden. Also zum Beispiel Drogen, Sex und Alkohol.“ In Amerika sei das ganz schwierig, weil im Schulbereich überhaupt kein Sex vorkommen dürfe.

Besucher des Festivals erhalten einen Einblick in deutsche Filmkunst

„Im Film “Amelie rennt”, den eine Jugendjury im Vorfeld zum besten Film ausgewählt hat, sagt die Hauptfigur ein paar mal das böse F-Wort. Da haben wir lange diskutiert, ob wir den Film zeigen können, aber das ist halt die deutsche Realität, dass ein Jugendfilm auch Jugendsprache und Jugendthemen beinhaltet.“

Mehr als 500 Filme im Angebot 

Im Deutschlandjahr  2018/2019 feiert das Goethe-Institut den deutschen Film noch ausgiebiger und stellt gleich 48 Filme kostenlos als Stream in englischer Sprache ins Netz. Von den „Geliebten Schwestern“ zu „Oh Boy“ und „Goethe!“, vom „Blauen Engel“ ins „Cabinet des Dr. Caligari“.

Das Filmfestival „Berlin & Beyond“ startet im Castro-Theater

Und in der Rubrik „Kritisch betrachtet“ stellen deutsche und US-amerikanische Filmjournalisten ihre ganz persönlichen Lieblingsfilme vor.Sieben Tag, vom 8. bis zum 14. März, dauert das Festival. Mehr als 500 deutschsprachige  Filme wurden in San Francisco in den letzten 23 Jahren gezeigt. Die Deutsche Welle ist Medienpartner.

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