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Kultur - 09.02.2019

Ausstellung: Neue Sachlichkeit und Neues Sehen

Nüchterne Bildsprache, neue Perspektiven: Fotografen und Maler der Weimarer Republik verfolgten oft ähnliche Ziele – und lernten voneinander. Eine Schau in Hamburg zeigt die Wechselbeziehungen der beiden Kunstformen.

  • Ausstellung „Welt im Umbruch: Kunst der 20er Jahre“

    Georg Scholz: Arbeit schändet (1921)

    Arm und Reich nebeneinander, der reiche Mann mit schweinsähnlichen Gesichtszügen: Georg Scholz fängt die Gesellschaftsextreme der deutschen Nachkriegsgesellschaft karikaturesk verdichtet ein. Das Auto galt bei den Malern der Neuen Sachlichkeit, zu denen Scholz gehörte, als Herrschaftssymbol.

  • Ausstellung „Welt im Umbruch: Kunst der 20er Jahre“

    Otto Dix: Selbstbildnis (1931)

    Otto Dix, der mit Scholz befreundet war, galt als meisterhafter Chronist der Weimarer Republik. Er tauchte lustvoll in die Halbwelt der Großstadt ein und porträtierte seine Modelle in grellen Farben. Da kommt dieses Selbstbildnis fast brav daher. Doch Vorsicht: Die Glaskugel in Verbindung mit den Grautönen scheint eine düstere Zukunft vorherzusagen.

  • Ausstellung „Welt im Umbruch: Kunst der 20er Jahre“

    Rudolf Schlichter: Margot (1924)

    Mit der Festschreibung der Gleichberechtigung der Frau in der Weimarer Verfassung wandelten sich die Geschlechterrollen. Die von Rudolf Schlichter porträtierte Prostituierte „Margot“ ist eine typische Verkörperung der „Neuen Frau“ der damaligen Zeit: Bubikopf, Zigarette, selbstbewusste Pose. Einerseits. Andererseits ist deutlich zu sehen, wie sehr sie vom Leben gezeichnet wurde.

  • Ausstellung „Welt im Umbruch: Kunst der 20er Jahre“

    August Sander: Konditor (1928)

    Die Ausstellung im Hamburger Bucerius Kunst Forum stellt den Gemälden der Neuen Sachlichkeit Fotografien des Neuen Sehens gegenüber. August Sander porträtierte für seine Sammlung „Menschen des 20. Jahrhunderts“ hunderte Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen. Das Ergebnis ist ein umfassendes, noch immer faszinierendes Gesellschaftsporträt seiner Zeit.

  • Ausstellung „Welt im Umbruch: Kunst der 20er Jahre“

    Albert Renger-Patzsch: Gläser (1928)

    In den 20er-Jahren verdrängte die Fotografie in der Werbung zunehmend die grafischen Elemente; Albert Renger-Patzsch arbeitete für verschiedene Firmen und setzte Maßstäbe in der modernen Produktfotografie. Der Fokus seiner Bilder liegt dabei puristisch auf Oberfläche, Struktur und Form.

  • Ausstellung „Welt im Umbruch: Kunst der 20er Jahre“

    Reinhold Nägele: Weißenhofsiedlung Stuttgart bei Nacht (1928)

    Die Schau im Bucerius Kunst Forum ist Teil des Jubiläumsprogramms „100 Jahre Bauhaus“, und natürlich darf die Architektur der „Welt im Umbruch“ dabei nicht fehlen. Reinhold Nägeles Gemälde zeigt das Bauhaus-Meisterwerk Weißenhofsiedlung in Stuttgart, entstanden in nur 21 Wochen unter der Leitung von Ludwig Mies van der Rohe.

    Autorin/Autor: Katharina Abel


  • Ausstellung „Welt im Umbruch: Kunst der 20er Jahre“

    Georg Scholz: Arbeit schändet (1921)

    Arm und Reich nebeneinander, der reiche Mann mit schweinsähnlichen Gesichtszügen: Georg Scholz fängt die Gesellschaftsextreme der deutschen Nachkriegsgesellschaft karikaturesk verdichtet ein. Das Auto galt bei den Malern der Neuen Sachlichkeit, zu denen Scholz gehörte, als Herrschaftssymbol.

  • Ausstellung „Welt im Umbruch: Kunst der 20er Jahre“

    Otto Dix: Selbstbildnis (1931)

    Otto Dix, der mit Scholz befreundet war, galt als meisterhafter Chronist der Weimarer Republik. Er tauchte lustvoll in die Halbwelt der Großstadt ein und porträtierte seine Modelle in grellen Farben. Da kommt dieses Selbstbildnis fast brav daher. Doch Vorsicht: Die Glaskugel in Verbindung mit den Grautönen scheint eine düstere Zukunft vorherzusagen.

  • Ausstellung „Welt im Umbruch: Kunst der 20er Jahre“

    Rudolf Schlichter: Margot (1924)

    Mit der Festschreibung der Gleichberechtigung der Frau in der Weimarer Verfassung wandelten sich die Geschlechterrollen. Die von Rudolf Schlichter porträtierte Prostituierte „Margot“ ist eine typische Verkörperung der „Neuen Frau“ der damaligen Zeit: Bubikopf, Zigarette, selbstbewusste Pose. Einerseits. Andererseits ist deutlich zu sehen, wie sehr sie vom Leben gezeichnet wurde.

  • Ausstellung „Welt im Umbruch: Kunst der 20er Jahre“

    August Sander: Konditor (1928)

    Die Ausstellung im Hamburger Bucerius Kunst Forum stellt den Gemälden der Neuen Sachlichkeit Fotografien des Neuen Sehens gegenüber. August Sander porträtierte für seine Sammlung „Menschen des 20. Jahrhunderts“ hunderte Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen. Das Ergebnis ist ein umfassendes, noch immer faszinierendes Gesellschaftsporträt seiner Zeit.

  • Ausstellung „Welt im Umbruch: Kunst der 20er Jahre“

    Albert Renger-Patzsch: Gläser (1928)

    In den 20er-Jahren verdrängte die Fotografie in der Werbung zunehmend die grafischen Elemente; Albert Renger-Patzsch arbeitete für verschiedene Firmen und setzte Maßstäbe in der modernen Produktfotografie. Der Fokus seiner Bilder liegt dabei puristisch auf Oberfläche, Struktur und Form.

  • Ausstellung „Welt im Umbruch: Kunst der 20er Jahre“

    Reinhold Nägele: Weißenhofsiedlung Stuttgart bei Nacht (1928)

    Die Schau im Bucerius Kunst Forum ist Teil des Jubiläumsprogramms „100 Jahre Bauhaus“, und natürlich darf die Architektur der „Welt im Umbruch“ dabei nicht fehlen. Reinhold Nägeles Gemälde zeigt das Bauhaus-Meisterwerk Weißenhofsiedlung in Stuttgart, entstanden in nur 21 Wochen unter der Leitung von Ludwig Mies van der Rohe.

    Autorin/Autor: Katharina Abel


Sie hatten das Grauen des Ersten Weltkriegs gesehen, und das veränderte für Künstler wie Otto Dix, Rudolf Schlichter und Georg Scholz alles. „Es gilt die Dinge zu sehen, wie sie sind“, so fasste Dix seinen Anspruch an die eigene Kunst zur Zeit der Weimarer Republik (1918-1933) zusammen. Die Ära des Expressionismus war vorbei, jetzt kam die Neue Sachlichkeit. Charakteristisch für ihre Werke war eine möglichst wirklichkeitsnahe, detailgetreue Wiedergabe der Realität mit strengem Bildaufbau und exakter, an der Malerei der Alten Meister angelehnter Technik.

Ganz ähnliche Ziele verfolgten die Fotografen der damaligen Zeit. Ihre Arbeit wird unter dem Oberbegriff „Neues Sehen“ zusammengefasst. „Das Wesen der gesamten Photographie ist dokumentarischer Art“, umschrieb August Sander seine Arbeitsauffassung. In seinem Werk „Menschen des 20. Jahrhunderts“ führte er in den 20er-Jahren mehrere Hundert Porträts von Menschen unterschiedlicher Schichten und Berufsgruppen zusammen und schuf damit ein umfassendes Gesellschaftsbild seiner Zeit.

„Gläser“ von Hannah Höch (1927)

„Die kannten sich alle untereinander“

Sein Kollege Albert Renger-Patzsch (Artikelbild: „Gläser“, vor 1928) fotografierte Industrielandschaften und setzte Gegenstände der Massenproduktion für die Werbung ins Bild. „Überlassen wir die Kunst den Künstlern und versuchen wir mit den Mitteln der Fotografie Fotografien zu schaffen, die durch ihre fotografischen Qualitäten bestehen können“, schrieb er später in seinem Buch „Lob des Rheingaus“. 

Das Neue Sehen stellt die Ausstellung „Welt im Umbruch. Kunst der 20er Jahre“ im Hamburger Bucerius Kunst Forum jetzt den Gemälden, Zeichnungen und Collagen der Neuen Sachlichkeit gegenüber, mit Werken von Otto Dix, Rudolf Schlichter, Hannah Höch und Georg Scholz. 

„Bildnis des Juweliers Karl Krall“ von Otto Dix

Eine Verbindung, die nahe liegt, denn Maler und Fotografen arbeiteten damals häufig zusammen, tauschten sich aus, übernahmen Ideen des anderen für ihre Arbeit oder arbeiteten zusammen: „Die kannten sich ja alle untereinander. Das war damals eine große Gemeinschaft“, erklärt Kathrin Baumstark, Kuratorin der Ausstellung, im DW-Gespräch. So wie etwa Otto Dix und der Fotograf Hugo Erfurth. Die beiden verband eine enge Freundschaft, die sich auch in ihren Werken widerspiegelte. Erfurth fotografierte Dix und seine Werke, Dix wiederum porträtierte Erfurth.

Die Idee, Fotografie und Malerei in einer Schau zu verbinden, ist nicht neu, wurde aber schon lange nicht mehr umgesetzt, erzählt Kathrin Baumstark: „Mitte der 20er-Jahre waren Fotografie und Malerei oft zusammen in Ausstellungen zu sehen. Später dann nicht mehr.“ Das holt die Schau jetzt nach. 

Die Schau „Welt im Umbruch. Kunst der 20er Jahre“ ist in Zusammenarbeit mit dem Münchner Stadtmuseum entstanden und bis zum 19. Mai im Hamburger Bucerius Kunst Forum zu sehen.

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